Ein Nager ist schnell gekauft. Die Tiere sehen putzig aus, kosten nicht viel, machen wenig Arbeit, und eine freie Ecke für den Käfig findet sich in jeder Wohnung. Aber so einfach ist es nicht. Grundsätzlich ist die Haltung von Kleintieren nicht «kinderleicht», auch wenn es immer wieder so dargestellt wird.
Das Wichtigste vorweg: Nur der Hamster ist ein ausgesprochener Einzelgänger. Alle an-deren Nager sind soziale und gesellige Tiere, die sich nur in einer Gruppe von Artgenossen wohlfühlen. Das heisst: Zwei Tiere sind das absolute Minimum. Aber aufgepasst: Nagetiere vermehren sich rasant. Das lässt sich nur durch Kastration der Männchen verhindern. Will man einem Tier diesen Eingriff ersparen, sollte man nur Männchen oder nur Weibchen halten.
Alle Nagetiere bewegen sich gern und viel. Sie sind unternehmungslustig und brauchen viel Beschäftigung. Herumrennen, Höhlen graben, sich verstecken – all dies gehört zu den Bedürfnissen der quirligen Tiere. Zu den Highlights gehören für die Tiere Kletter- und Nageäste, Rampen, Leitern, Karton- oder Korkröhren, Häuschen, Wurzeln, Steine, Material zum Nestbau und eine mit Spezialsand gefüllte Badewanne.
Wer für seine Nager eine grosse Wohnung will, bekommt im Zoofachhandel leider nicht allzu viel geboten. Was vollmundig als Nagerheim oder Hamstervilla angepriesen wird, entspricht nur selten den Bedürfnissen der Tiere. Als Alternative bieten sich – je nach Tierart –verschiedene Möglichkeiten:
Vogel-Voliere
Kletterfreudige Nager wie Chinchillas, Degus und Ratten brauchen einen hohen Käfig. Eine Voliere mit nagefestem Metallgitter ist für diese Tiere ideal.
Aquarium mit Gitterdeckel
Eine Hamsterwohnung lässt sich hier gut einrichten. Gebrauchte Aquarien werden oft sehr günstig angeboten (Kleinanzeigen, Internet). Wenn Sie darin einen Hamster unterbringen, muss die vorhandene Abdeckung durch einen Gitterdeckel ersetzt werden. Ein solches Gitter kann man mit wenig Aufwand selbst basteln, mittlerweile gibts sogar fertige Gitterdeckel zu kaufen. Ein Aquarium hat allerdings auch Nachteile: Der Luft- und Wärmeaustausch ist nicht optimal, und Sie müssen das Tier von oben greifen – was Fluchttiere wie Hamster gar nicht schätzen.
Terrarium
Es eignet sich besonders für Rennmäuse. Lüftungsgitter in den Seitenwänden verbessern die Luftzirkulation, allerdings müssen sie den Nagezähnen standhalten. Die meisten Terrarien haben eine Schiebetür an der Vorderfront. So hat man guten Zugang zu den Tieren, und die Nager können das Gehege zum Auslauf selber verlassen. Nachteil: Man kann nicht so hoch einstreuen.
Rattenschrank
Ein alter Schrank kann zum Rattenhaus umgebaut werden. Man versieht die Tür mit einem Gitter und verbindet die Tablare zu mehreren Etagen. Eine Bauanleitung ist beim Club der Rattenfreunde erhältlich (siehe «Adressen» unten).
Vivarium
Es besteht meist aus Plexiglas und Holz. Im Idealfall können die Tiere das Vivarium jederzeit verlassen und sich in einem speziell eingerichteten Auslauf frei bewegen.
Im Zoofachhandel sind Vivarien für Nager nur schwer erhältlich. Man findet sie aber bei einigen Anbietern, die sich auf den Bau artgerechter Kleintiergehege spezialisiert haben (siehe «Adressen»). Je nach Grösse kann eine solche Behausung schnell einmal mehrere Hundert Franken kosten. Die wohl günstigste Variante ist ein Vivarium Marke Eigenbau. Gestaltungsideen und Anleitungen finden sich in vielen Fachbüchern und im Internet (als Suchbegriff Tierart, z. B. Degu, und Eigenbau eingeben).
Auslauf
Auch ein grosses Nagerheim ersetzt den Auslauf in der Wohnung nicht. Sobald die Tiere handzahm sind, sollten sie mindestens eine Stunde pro Tag ihre Umgebung selbständig erkunden können. Dabei sollten Sie die Nager immer im Auge behalten. Die Tiere knabbern alles an, was sie zwischen die Zähne bekommen: Tapeten, Möbel, Vorhänge, Bücher, Pflanzen, Kabel.
Am besten bauen Sie Ihren Tieren einen Spielplatz, wo sie herumtollen können, ohne die Einrichtung zu gefährden. Für eine Grundfläche von 2 m2 benötigen Sie zehn Hartfaserplatten (50 x 50 cm) aus dem Baumarkt. Kleben Sie diese an den Kanten mit Gewebeklebeband zusammen – und fertig ist eine zusammenklappbare Umzäunung, die Sie nach dem Freilauf einfach wegräumen können.
Richten Sie auch das Freilaufgehege mit Ästen, Wurzeln, Buddelkiste und Unterschlüpfen ein. Kartonschachteln und leere Toilettenpapier- und Küchenrollen sind bei Nagern besonders beliebte Spielzeuge. Liegen sie im Gehege verteilt, sinkt das Risiko, dass die falschen Dinge angenagt werden.
Adressen
Infoseiten Nagetiere
Artgerechte Kleintierställe, Vivarien
Infos zu Ratten und Bauanleitung Rattenschrank
Infos Meerschweinchen/Kaninchen
- Nagerstation
Ruth Morgenegg
Postfach 62, 8912 Obfelden
Beratung und Infos:
0900 57 52 31 (Fr. 2.13/Min.)
Merkblätter zur artgerechten Haltung von Heimtieren