Kapitale Gewinne - steuerfrei
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K-Geld 4/2001
01.08.2001
Je nach Vermögensanlage können Anleger einen grossen Teil der Rendite völlig steuerfrei erzielen.
Wer heute 100 000 Franken erbt und dieses Geld erwartungsvoll auf ein Sparkonto legt, ist schnell ernüchtert: Anstelle eines Wachstums erwarten ihn reale Verluste. Zurzeit beträgt der durchschnittliche Zins auf Sparkonten nur gerade 1,5 Prozent. Und einen Teil davon kassiert der Fiskus mit der Einkommenssteuer. Wer in der Stadt Basel zum Beispiel ein steuerbares Einkommen von 10...
Je nach Vermögensanlage können Anleger einen grossen Teil der Rendite völlig steuerfrei erzielen.
Wer heute 100 000 Franken erbt und dieses Geld erwartungsvoll auf ein Sparkonto legt, ist schnell ernüchtert: Anstelle eines Wachstums erwarten ihn reale Verluste. Zurzeit beträgt der durchschnittliche Zins auf Sparkonten nur gerade 1,5 Prozent. Und einen Teil davon kassiert der Fiskus mit der Einkommenssteuer. Wer in der Stadt Basel zum Beispiel ein steuerbares Einkommen von 102 000 Franken (in Zürich 148 000 Franken) erreicht, wird mit einem Steuersatz von 35 Prozent besteuert und muss dem Fiskus über einen Drittel seiner Kapitalerträge opfern. Damit ist die Rendite nach Steuern nur noch etwa halb so gross wie die Teuerung. Das heisst: Die Substanz des angelegten Vermögens schwindet dahin.
Wer sein Geld dagegen gut diversifiziert in Aktien, Aktienfonds oder Indexaktien investiert, kann den weitaus grössten Teil seiner Rendite steuerfrei erzielen. In den vergangenen 75 Jahren rentierten Schweizer Aktienanlagen mit durchschnittlich über 8 Prozent pro Jahr. Bei Renditen von 8 Prozent entfallen nur rund 2 Prozent auf steuerbare Dividendenerträge. Der grösste Teil der Rendite besteht aus steuerfreien Kursgewinnen. Bei einem Grenzsteuersatz von 35 Prozent verbleiben dem Anleger immerhin noch satte 7,3 Prozent Rendite nach Steuern, was durch den Zinseszins-Effekt innert weniger als 10 Jahren zu einer Verdoppelung des angelegten Vermögens führt. Diversifizierte Aktienanlagen erzielen nicht nur die höchsten Renditen, auch die Steuerersparnisse sind bei ihnen weitaus am grössten. Wegen den sich an den Aktienmärkten oft rasch abwechselnden Haussen und Baissen darf man jedoch erst ab einer Anlagedauer von 12 und mehr Jahren mit den prognostizierten langjährigen guten Durchschnittsrenditen rechnen. Trotzdem können und wollen manche Anleger ihr Geld nicht in Aktienanlagen stecken. Renditen, die nach Steuern ein reales Wachstum ermöglichen, bieten auch andere Anlageformen. Renditen und Steuern optimieren kann jedoch nur, wer die wichtigste Grundregel für Privatanleger kennt: Kapitalerträge sind steuerbar, Kapitalgewinne hingegen gänzlich steuerfrei.
Kapitalerträge sind steuerbar. Mit Kapitalerträgen sind im Bereich des beweglichen Vermögens Ausschüttungen auf Wertschriften und Kontoguthaben gemeint. Dazu gehören Zinsen auf Bank- und Versicherungskonten, Festgeldanlagen und Obligationen, Dividenden auf Aktien sowie Zins- und Dividendenerträge aus Anlagefonds.
Im Bereich dieser Erträge ist der Steuervogt - ob Bund oder Kanton - unerbittlich. Hier werden alle mit dem Grenzsteuersatz zur Kasse gebeten. Denn solche Erträge bilden zusätzliches Einkommen und werden in der höchsten Progressionsstufe besteuert.
Kapitalgewinne sind steuerfrei. Kapitalgewinne von Privatanlegern sind in der ganzen Schweiz steuerfrei. Private Anleger werden für ihre Kursgewinne weder vom Bund noch von den Kantonen zur Kasse gebeten. Kursgewinne wandern steuerfrei in ihre Taschen. Für Unternehmen gilt dieses Privileg nicht. Sie müssen diese Gewinne voll versteuern. Dafür dürfen sie Kursverluste vom steuerbaren Gewinn in Abzug bringen, was Privatpersonen wiederum verwehrt bleibt.
Je grösser der Anteil an Kapitalgewinnen an der Gesamtrendite ist, desto mehr Steuern lassen sich sparen. Sicherlich haben hier Investitionen im Aktienbereich das grösste Sparpotenzial. Doch bieten auch andere Anlagen Möglichkeiten, Steuern zu sparen.
Steuerfreie Kursgewinne lassen sich beispielsweise auch mit Obligationen erzielen, die einen tieferen Zinscoupon haben als Obligationen mit aktuellem Marktzins. Wegen ihres schwächeren Zinscoupons werden solche Obligationen an der Börse zu einem geringeren Kurs gehandelt als «neue» Obligationen. Ihr Kurs liegt regelmässig unter dem Nominalwert. Die Differenz ermöglicht somit einen steuerfreien Kursgewinn.
Während also zum Beispiel eine Bundesobligation mit einem Zinscoupon von 2,75 Prozent und einer Restlaufzeit von rund 11 Jahren zum Kurswert von 94,60 gehandelt wird, liegt der Kurswert einer Bundesobligation mit einem Zinscoupon von 4 Prozent und einer vergleichbaren Restlaufzeit bei 105,80. Die Renditen beider Obligationen liegen vor Steuern bei 3,3 Prozent. Nach Steuern liegt die Rendite der Bundesobligation mit dem niedrigeren Zinscoupon deutlich höher, da ein Teil ihrer Rendite aus steuerfreiem Kursgewinn besteht.
Interessante Sparvariante: Im Versicherungsbereich bietet die so genannte Einmaleinlagen-Versicherung eine interessante Steuersparvariante. Hier zahlt der Versicherungsnehmer einen Betrag ab etwa 50 000 Franken bei einer Versicherungsgesellschaft ein, und diese verpflichtet sich, die einbezahlte Summe nach einer bestimmten Laufzeit verzinst zurückzuzahlen. Die Erträge werden kumuliert am Ende der Laufzeit zusammen mit der ursprünglichen Einlage ausbezahlt. Sofern ein ausreichend hoher Todesfallschutz mitversichert ist und die Laufzeit mindestens 5 Jahre dauert, ist die Rendite steuerfrei.
Von der Kapitalanlage her ist die Einmaleinlagen-Versicherung am ehesten mit einer Obligation vergleichbar. Doch im Gegensatz zur Obligation muss hier der Anleger den kumulierten Zinsertrag nicht versteuern.
Das Gesetz macht hier bewusst eine Ausnahme vom Grundsatz, wonach Kapitalerträge steuerbar sind. Grund dafür ist der Vorsorgecharakter dieser Anlage.
Max Bolanz, der kürzlich tödlich verunglückte Gründer des VZ VermögensZentrums und Co-Autor des in dritter Auflage erschienenen Buches «Steuer-Tipp», hat die wichtigsten Anlageformen punkto Renditen nach Steuern untersucht. «Mit Tiefzinsobligationen, Aktien und Einmaleinlagen-Versicherungen hat man die besten Möglichkeiten, Steuern zu sparen», sagte er.
Rita Kornfeld