Alle, die über 1,80 Meter gross sind, wissen: Küchen sind nicht für sie geschaffen. Die Arbeitsflächen sind viel zu niedrig. Beim Rüsten beginnt der Rücken schon nach kurzer Zeit zu schmerzen. Lange Zeit gabs für Arbeitsflächen Normhöhen: zuerst 85 Zentimeter, später 90 Zentimeter. Für Grossgewachsene ist das zu niedrig. Thomas Wiesmann, Präsident des Küchen-Verbandes Schweiz (KVS), nennt die Faustregel: «Die Arbeitsfläche sollte etwa 18 bis 20 Zentimeter unterhalb des angewinkelten Ellenbogens liegen.» Wer über 1,80 Meter misst, kommt rasch einmal auf eine Idealhöhe von 95 Zentimetern.
Miethaus-Besitzer hüten sich bis heute davor, Arbeitsflächen so hoch einzubauen. Denn sie müssen auch kleingewachsenen Mietern – und vor allem Mieterinnen gerecht werden. Wer allerdings eine Küche in sein Eigenheim einbaut, kann die Arbeitsfläche seinen Bedürfnissen anpassen. «Und zwar den Bedürfnissen der kleineren Person», betont Thomas Wiesmann. Und natürlich derjenigen Person, die mehr in der Küche arbeitet. Für die grössere Person gibt es Lösungen – zum Beispiel erhöhte Schneidbretter.
Doch wie lassen sich Arbeitsflächen so einbauen, dass sie auf die individuellen Bedürfnisse der Benützer abgestimmt sind, wenn doch die Höhe der Korpusse genormt ist? Es gibt zwei Lösungen:
- Bei günstigeren Küchen kann der Küchenbauer einen niedrigeren oder einen höheren Sockel unter dem Korpus anbringen.
- Bei teureren Küchen baut er einen Korpus nach Mass. So geht kein Platz wegen eines überhohen Sockels verloren.
Daneben sollte man bei der Planung einer eigenen Küche folgende Punkte beachten:
- Mehr Tiefe: Auch die Tiefe der Arbeitsfläche lässt sich heute frei wählen. Normal sind 60 Zentimeter, möglich sind aber auch 75 oder 80 Zentimeter. «Mit 60 Zentimetern lässt sich ein Teig fast nicht auswallen», sagt Wiesmann. Entweder fehle hinten der Platz, oder vorne riesle das Mehl herunter. Vorteil einer tiefen Arbeitsfläche: Die darunterliegenden Schubladen sind ebenfalls tiefer und bieten mehr Platz.
- Abgesenktes Kochfeld: Immer wieder ist auch davon die Rede, dass das Kochfeld abgesenkt sein müsse. Nur so lasse sich bequem arbeiten. Trotzdem winkt Thomas Wiesmann ab. Ein abgesenktes Kochfeld habe grosse Nachteile: «Sie müssen die Pfanne immer wieder aus der Vertiefung hochheben, Sie haben Ecken, die Sie kaum sauber kriegen. Und die unterbrochene Fläche sieht auch nicht schön aus.»
- Erhöhtes Spülbecken: Wiesmann rät auch davon ab, ein Spülbecken zu wählen, das nicht allzu tief ist und bei dem man sich deshalb nicht zu fest bücken muss. «19 bis 21 Zentimeter unterhalb der Arbeitsfläche sollte der Spültrog schon liegen», sagt er, «sonst spritzts.» Ein Trog, der zu tief liege, lasse sich mit einem Innenrost den individuellen Bedürfnissen anpassen.
- Links-/Rechtshänder: Unterschiedliche Bedürfnisse haben Links- und Rechtshänder. Doch auch dafür gibt es Lösungen. Die meisten Mischbatterien sind so beschaffen, dass sie sich für Links- oder für Rechtshänder montieren lassen. Den Seifenspender haben Rechtshänder lieber rechts, Linkshänder links. Ob der Geschirrspüler links oder rechts des Spültrogs liege, sei egal, sagt Thomas Wiesmann. «Daran gewöhnt man sich. Wichtig ist, dass er nicht zwischen Spültrog und Kochfeld eingebaut ist. Dort braucht es Schubladen. Sonst läuft man zu viel.»
- Material der Arbeitsfläche: Die Arbeitsflächen sind heute in den meisten Fällen aus Stein. Der Trend zu Chromstahl-Arbeitsflächen ist fast schon wieder vorbei. Seitdem der Preis für Nickel stark gestiegen ist, sind Chromstahl-Arbeitsflächen nämlich praktisch gleich teuer wie steinerne. Nicht mehr gefragt sind Glasflächen. «Die sind heikel», sagt Wiesmann, «da schlagen leicht Ecken ab. Zudem lassen sich Glasflächen gar nicht so leicht reinigen.» Und Kunstharz-Flächen gibts fast nur noch in Billig-Küchen. Eine Alternative zu Naturstein ist Kunststein. Der kostet zwar gleich viel wie ein teurer Naturstein. Aber Kunststein ist widerstandsfähiger, und die Muster sind regelmässiger. Deshalb wirkt Kunststein in Kombination mit einem Parkett weniger wild.
Trends in der Küche: Schnickschnack setzt sich nicht durch
Küchen-Zeitschriften feiern gegenwärtig angebliche Trends wie beleuchtete Wasserstrahle, Armaturen aus Vierkant-Rohren, Unterwasser-Beleuchtungen im Spültrog, elektrische Schubladen und dergleichen.
Thomas Wiesmann vom Küchen-Verband Schweiz ist skeptisch: «Bisher hat sich in der Privatküche nur das durchgesetzt, was sich zuvor in der Grossküche bewährt hatte: Induktion, Wok, Steamer. Alles andere verschwindet rasch wieder.» Dazu gehören offenbar auch die Bedienelemente auf dem Kochfeld, die mit Sensortechnik arbeiten. Denn sie sind teuer, unangenehm zu bedienen, wenn sie nass oder fettig sind, und pannenanfällig.
Wenig Neues auch beim Licht: Halogenlampen brauchen viel Strom, strahlen Hitze ab und liefern nur punktuell Licht. Fluoreszenzröhren und Leuchtdioden liefern noch immer ein zu grelles Licht, weil sie sich in der Regel nicht dimmen lassen.