Lammhüftli 44 Prozent günstiger: Dieses Angebot aus einem Werbeprospekt von Denner wollte sich Johann Steiner aus Rheinfelden AG nicht entgehen lassen. Doch als er in der Denner-­Filiale in Füllinsdorf BL zu den Lammhüftli griff, wurde er stutzig: Auf der Ver­packung bemerkte er den kleinen Vermerk «auf­getaut».

Solches Fleisch ist nicht unbedingt minderwertig. Laut einem Branchen­kenner hat es vor allem ­einen Nachteil: Man sollte es nicht wieder ein­frieren. So lautet auch die Empfehlung des Bundesamts für Lebensmittel­sicherheit. Grund: Es könnten sich krank­machende Keime bilden. 

Deklaration nur auf der Verpackung

Auch vom Geschmack  her ist es nicht vorteilhaft, aufge­tautes Fleisch noch einmal einzufrieren. Denn dabei können sich Eis­kristalle ­bilden, welche die Zell­wände des Fleischs zer­stören. Dadurch verliert es Saft. Beim Kochen oder Braten wird es dann trocken und zäh.

Johann Steiner stellte auch bei Denner-Aktionen von Schweins­filets und Lammracks fest, dass sie im ­Laden mit «aufgetaut» de­klariert waren. Für ihn ist das inakzeptabel: «Ich ging davon aus, dass es sich um Frischfleisch handelt, weil im Prospekt von ­Denner nichts anderes v­ermerkt war.»

Denner sagt dazu: «Die Deklara­tion der Verarbeitung befindet sich immer auf der Ver­packung des Produkts.»

Der Discounter ist mit dieser Praxis nicht allein. Das zeigt eine Umfrage des K-Tipp bei Aldi, Coop, Lidl und ­Migros: Auch sie ver­kaufen aufgetautes Fleisch, ohne in der Werbung darauf hinzuweisen. Und auch sie ­deklarieren nur auf der Verpackung. Das ist vom Gesetz so vorgeschrieben. 

Im Offenverkauf ist nichts angeschrieben

Undurchsichtig ist der ­Offenverkauf: Dort müssen die Läden nicht anschreiben, ob das Fleisch aufgetaut ist. Laut Bundesamt müssen die Verkäufer jedoch auf ­Frage der Kunden darüber Auskunft geben können, ob es sich um aufgetautes oder frisches Fleisch handelt.