Auf der Zwetschgenwähe im Migros-Surseepark in Sursee LU steht «frisch hausgemacht». Die Zutatenliste offenbart dann allerdings: Verdickungsmittel E464 (Hydroxypropylmethyl-Cellulose), Trennmittel E470a (Natrium-, Kalium- und Kalziumsalze von Speisefettsäuren), Konservierungsstoff E202 (Kaliumsorbat), dazu Palmöl und Aromen – insgesamt über 20 Substanzen.
Der K-Tipp erkundigte sich bei der Migros, weshalb eine «frisch hausgemachte» Wähe so viel Chemie benötigt. Die Stellungnahme des Grossverteilers fiel deutlich kürzer aus als die Zutatenliste: «Die Wähen werden frisch vor Ort in den Hausbäckereien hergestellt, gebacken und innerhalb von 36 Stunden verkauft.»
Auch andere Lebensmittelhersteller gaukeln den Konsumenten gerne «frische» und «hausgemachte» Fertigprodukte vor. Gut zu wissen: Diese Begriffe sind reine Werbung. Sie sagen nichts über die Qualität oder die Herstellung aus. Denn im Schweizer Lebensmittelrecht sind solche Begriffe nicht definiert.
«Bruno’s Salatsauce Französisch – Frisch & fein wie hausgemacht» (Coop):
Enthält Geschmacksverstärker E621 (Mononatriumglutamat). Der Hersteller schreibt dazu, mit «hausgemacht» werde vor allem der Ursprung und das Herstellverfahren der Salatsaucen hervorgehoben.
«Harry’s Hausmacher Knoblauchbrot» (Volg):
Das Knoblauchbrot enthält Palmöl und Geschmacksverstärker. Volg schreibt dazu:
«In der Herstellung wird dieselbe Sorgfalt an den Tag gelegt, wie man sie zuhause in Anspruch nehmen würde.»
Pizza «Casa di Mama Speciale»,Dr. Oetker:
Enthält unter anderem den Emulgator E472e und das Verdickungsmittel Guarkernmehl (E412), dazu Palmfett und Aromen. Dr. Oetker schreibt: «Es handelt sich um eine Rohteigpizza, die im häuslichen Ofen das erste Mal frisch aufgebacken wird. Diesen frischen Geschmack des Teiges und das erste Aufbacken haben wir mit dem Namen ‹Casa di Mama› betonen wollen.» Mit der Mama ist also die Kundin gemeint.
«Grosis Cake» (Migros):
Enthält Zutaten und Zusatzstoffe, die Grossmütter früher nicht kannten. Zum Beispiel Emulgatoren und Feuchthaltemittel. Dazu die Migros: «Auch traditionelle Rezepturen sind über die Jahrzehnte einem gewissen Wandel unterworfen.»