Inhalt
Gesundheitstipp 2/2000
01.02.2000
Mit einem Test finden Sie heraus, ob Ihre Wohnung mit dem gefährlichen Edelgas verseucht ist
Bauer Jakob Fritz hatte grosse Mengen Radon im Haus. Er sanierte es, denn das radioaktive Gas kann Lungenkrebs verursachen.
«Das Resultat schockierte mich», sagt Jakob Fritz. Der Bauer aus La Chaux-d'Abel BE liess vor fünf Jahren sein Haus auf Radon untersuchen. Das Haus, in dem er mit seiner Frau und fünf Kindern wohnt, war mit dem radioaktiven Edelgas richtig verseuch...
Mit einem Test finden Sie heraus, ob Ihre Wohnung mit dem gefährlichen Edelgas verseucht ist
Bauer Jakob Fritz hatte grosse Mengen Radon im Haus. Er sanierte es, denn das radioaktive Gas kann Lungenkrebs verursachen.
«Das Resultat schockierte mich», sagt Jakob Fritz. Der Bauer aus La Chaux-d'Abel BE liess vor fünf Jahren sein Haus auf Radon untersuchen. Das Haus, in dem er mit seiner Frau und fünf Kindern wohnt, war mit dem radioaktiven Edelgas richtig verseucht. «Die Messgeräte zeigten einen Wert von 2000 Becquerel Radon pro Kubikmeter Luft. Das ist doppelt so viel, wie der gesetzliche Grenzwert erlaubt», sagt Fritz.
In der Schweiz sterben laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) jährlich 300 bis 400 Menschen an durch Radon verursachtem Lungenkrebs. Das Gas gelangt durch undichte Stellen ins Haus und reichert sich in geschlossenen Räumen an. Die radioaktiven Zerfallprodukte von Radon lagern sich an Schwebeteilchen ab und gelangen so in die Lunge. Dort bestrahlen sie das Gewebe.
«Radon belastet die Gesundheit um einiges mehr als die noch immer messbare Radioaktivität von Tschernobyl», sagt Otto Piller, Leiter der Fachstelle Radon beim BAG. Radon ist schuld an 40 Prozent der Strahlenbelastung der Bevölkerung. Das Gas ist neben dem Rauchen die wichtigste Ursache für Lungenkrebs.
Verantwortlich dafür, dass das Radon ins Haus gelangt, ist vor allem der «Kamin-Effekt»: Warme Luft, die im Haus aufsteigt, bewirkt im Keller und den untersten Stockwerken einen kaum spürbaren Unterdruck.
Bei Bauer Jakob Fritz sog es das Radon durch eine undichte Kellermauer herein. Spezialisten rieten ihm, das Gas unter dem Haus abzusaugen und übers Dach abzuführen. Eine solche Sanierung kann 25000 Franken kosten.
Das BAG misst seit 1995 in der ganzen Schweiz die Radonbelastung. Als Radongebiet gelten Gemeinden, wenn in 20 Häusern die mittlere Belastung höher ist als 200 Becquerel pro Kubikmeter Luft. Eine aktualisierte Karte erschien Ende Januar. Aber auch ausserhalb dieser Gebiete gibt es immer wieder betroffene Häuser.
Die Messaktion des BAG ist gratis, hat aber einen Haken: Wer Radon im Haus hat, bekommt Broschüren, ist aber ansonsten auf sich allein gestellt. Doch Architekten, die sich mit Radonsanierungen auskennen, gibt es nur wenige. «Die meisten sind überfordert, weil Erfahrung und Ausbildung fehlen», sagt Fachmann Markus Di Paolantonio. Das BAG will künftig selber Leute ausbilden.
Wenn Sie wissen möchten, ob Ihr Heim belastet ist: Der Puls-Tip und die Geotest AG in Zollikofen BE bieten einen Test an, mit dem Sie das radioaktive Gas aufspüren können. Sie können mit dem Coupon auf dieser Seite ein «Passivdosimeter» bestellen, das das Radon in Ihrer Wohnung während drei Monaten misst. Folgendes sollten Sie beachten:
- Liegt der Messwert in Wohnräumen über dem Grenzwert von 1000 Becquerel pro Kubikmeter Luft, sollten Sie das Haus sanieren.
- Wenn Sie in einem Block wohnen, ist der Hauseigentümer gesetzlich verpflichtet, das Gebäude innert dreier Jahre zu sanieren.
- Liegt der Wert über dem Richtwert von 400 Becquerel, empfiehlt das BAG einfache bauliche Massnahmen (etwa Fugen abdichten).
- Lassen Sie sich von einem Baufachmann beraten. Das BAG oder kantonale Umweltämter helfen beim Suchen eines geeigneten Architekten.
- Prüfen Sie Offerten und ziehen Sie im Zweifelsfall eine neutrale Stelle zu, etwa die Radonfachstelle des BAG (Tel. 031 324 68 80).
Thomas Grether