Güte-Siegel für Medizin im Netz
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Gesundheitstipp 2/2000
01.02.2000
Stiftung will Medizin-Infos glaubwürdiger machen
Das Internet ist ein Ort unbegrenzter medizinischer Heilsversprechen. Scharlatane tummeln sich neben Nobelpreisträgern. Die Stiftung «Gesundheit im Netz» hat ein System entwickelt, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Der Puls-Tip hat sich der Prüfung gestellt.
Der Test beginnt harmlos. Name und E-Mail-Adresse sind schnell in den Fragebogen der Stiftung eingegeben. Doch dann verlangt die Stiftung, dass der Puls-Ti...
Stiftung will Medizin-Infos glaubwürdiger machen
Das Internet ist ein Ort unbegrenzter medizinischer Heilsversprechen. Scharlatane tummeln sich neben Nobelpreisträgern. Die Stiftung «Gesundheit im Netz» hat ein System entwickelt, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Der Puls-Tip hat sich der Prüfung gestellt.
Der Test beginnt harmlos. Name und E-Mail-Adresse sind schnell in den Fragebogen der Stiftung eingegeben. Doch dann verlangt die Stiftung, dass der Puls-Tip seine eigenen Seiten genau prüft. Sind medizinische Informationen deutlich gekennzeichnet? Heben sich Werbung und Artikel gut voneinander ab? Gibt es überall einen Hinweis auf die Quelle der Informationen?
Redaktoren und Internet-Verantwortliche stecken die Köpfe zusammen. «Genau das wollen wir mit unseren Richtlinien erreichen», erklärt Celia Boyer, Pressesprecherin der Stiftung «Gesundheit im Netz» (Health on the Net). Internetnutzer sollen lernen, alle Seiten kritisch zu betrachten, auch die eigenen.
Eine Gruppe international bekannter Experten entwickelte vor fünf Jahren das Konzept für den «Hon-Code», den Ehrenkodex für medizinische Publikationen im Internet. Ziel war, Qualität und Nachprüfbarkeit der Internet-Texte zu verbessern. Seitdem versuchen Celia Boyer und vier weitere Mitarbeiter von Genf aus, den Kodex bekannt zu machen.
Bisher unterstützen die Gesundheitsdirektion des Kantons Genf, das Schweizer Institut für Bioinformatik und eine bekannte Computerfirma die Einrichtung.
Etwa 3000 Anbieter medizinischer Internet-Informationen haben zur Zeit das Recht, das Hon-Code-Logo auf ihren Seiten zu platzieren. Das geht nicht ohne Kontrollen. Auch der Puls-Tip muss sich in eine Warteschlange einreihen, bis jemand Zeit hat zu überprüfen, ob die Seite tatsächlich den Prinzipien des Ehrenkodex entspricht. Dann erhält der Puls-Tip auf elektronischem Wege die Erlaubnis, das Logo zu zeigen.
Trotz dieses aufwendigen Verfahrens ist Missbrauch nicht schwierig. Es genügt, eine Seite aufzurufen, die das Hon-Code-Logo trägt. Dann kann man das Zeichen auf die eigene Homepage kopieren, um den Eindruck zu erwecken, ein von der Stiftung geprüfter Anbieter zu sein.
«Verhindern können wir das nicht», räumt Celia Boyer ein. «Aber wir wollen auch nicht, dass die Nutzer den einfachen Weg gehen. Sie sollen nicht automatisch denken, alles sei wahr, was auf Seiten mit unserem Logo steht.»
Wenn der Verdacht eines Missbrauchs besteht, melden Hon-Code-Mitglieder die fragliche Internet-Adresse per E-Mail an die Zentrale in Genf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter prüfen die Seite. Bestätigt sich der Verdacht, fordern sie den Eigentümer auf, das Logo zu entfernen.
«Passiert ist das bisher erst einmal», sagt Boyer. Betroffen war eine Webseite, deren Eigentümer empfahlen, Krebs durch getrocknete Haifisch-Knorpel zu bekämpfen. Belege dafür hatten sie keine. Die Stiftung verlangt aber, dass die Autoren wissenschaftliche Beweise liefern, wenn sie behaupten, eine Behandlung oder ein Produkt sei heilsam. Die amerikanischen Vertreter der Hai-Theorie krebsten zurück. Sie löschten das Gütezeichen von ihren Seiten.
Weigern sich Autoren, das Logo zu löschen, hat die Stiftung allerdings nur wenig Möglichkeiten. Doch als Web-Polizei versteht sie sich auch nicht. «Wir versuchen nur, die Standards zu erhöhen», stellt Celia Boyer klar. «So steigt auch die medizinische Qualität der Seiten.»
Claudia Peter
Htttp:/www.
Alle Internet-Seiten, die das HonCode-Gütesiegel tragen, sind in der Suchmaschine «medhunt» zusammengefasst. Hier eine Auswahl nützlicher Adressen:
Suchmaschine
http://www.hon.ch/MedHunt/
Aufgeklärte Frau
http://www.wdxcyber.com
Das formulierte Ziel der Webseite ist anspruchsvoll: in ihrer Gesundheit aufgeklärte Frauen. Der Schwerpunkt liegt daher bei Gynäkologie, Geburtshilfe und Fortpflanzungsmedizin (englisch).
Gesund essen
http://www.ificinfo.health.org
Alles über die Sicherheit und Gesundheit von Nahrungsmitteln, basierend auf wissenschaftlichen Fakten. Stichwörter: Biotechnologie, Functional Food, Nahrungsmittelzusätze (englisch).
Für Nierenkranke
http://www.globaldialysis.com
Informationsseite über die Dialyse bei Nierenpatienten: alles über Dialysezentren auf der ganzen Welt, Bücher oder Patientengruppen (englisch/deutsch).
Hepatitis C
http: //www.hepcesn.net
Übersichtliche Seite mit vielen Informationen über die Hepatitis C. Von Ärzten und Wissenschaftlern für Patienten (englisch).