Es ist erstaunlich: Wer in der Migros 1 Kilo Ruchbrot kauft, zahlt dafür nur Fr. 1.90. Andere Brote kosten über 10 Franken pro Kilo. Das ist mehr als das Fünffache. Bei Coop sind die Preise ähnlich.
Bei weitem die günstigsten Brote sind sowohl bei Coop als auch in der Migros das Halbweiss- und das Ruchbrot. Beide Sorten gibt es zu 250 und zu 500 Gramm sowie zu 1 Kilo – zumindest theoretisch.
Die Migros nimmt die günstigen Brote in einigen Filialen gar nicht erst ins Sortiment, wie eine K-Tipp-Stichprobe in Bern zeigt. So fehlen sämtliche günstigen Brote in den Berner Filialen Christoffel und Welle 7. Bei Coop sind zwar Halbweiss- und Ruchbrot in allen besuchten Filialen erhältlich. Allerdings nicht in allen Grössen.
Nach dem Mittag sind Brotgestelle halbleer
So weit die Situation für Frühaufsteher. Wer hingegen erst nach dem Mittag einkauft, steht meist vor halbleeren Brotgestellen. Auffallend häufig fehlen dabei Ruch- und Halbweissbrot:
Der K-Tipp machte die Stichproben an verschiedenen Wochentagen und zu unterschiedlichen Tageszeiten. In 34 von 57 Fällen fehlten einzelne Halbweiss- oder Ruchbrotsorten. In der Migros häufiger als bei Coop.
Bei Coop fehlten bei einer Stichprobe in der Bahnhof-Filiale schon kurz nach 11 Uhr die ersten günstigen Brotsorten. Also fast elf Stunden vor Ladenschluss.
In der Migros war das – ebenfalls in der Bahnhof-Filiale – auch schon kurz nach 11 Uhr der Fall – fast zehn Stunden vor Ladenschluss.
Und vor allem: Nach dem Mittag waren in der Bahnhof-Filiale der Migros jeweils schon sämtliche Ruch- und Halbweissbrote aus den Regalen verschwunden.
Halten die beiden Detailhändler das Angebot an günstigen Broten absichtlich knapp? Coop und Migros bestreiten das. «Wir liefern genügend Brote dieser Sorten, sodass sie ganztägig verfügbar sind», behauptet Coop – entgegen den Resultaten der K-Tipp-Stichproben. Coop ergänzt allerdings: «Wir werden unsere Verkaufsstellen darauf sensibilisieren, bei Engpässen die Bestellungen entsprechend anzupassen.»
Die Migros sagt, an hoch frequentierten Standorten sei die Bestellmenge schwierig abzuschätzen. Die Frequenzen würden täglich stark variieren. Seltsam nur, dass die günstigen Brote im Bahnhof-Migros bei allen Stichproben nach dem Mittag ausverkauft waren.
Teure Brote gibts in unüblichen Grössen
Auffallend ist auch: Die günstigen Brote verkaufen die beiden Detailhändler in üblichen Grössen – als Halbpfünderli, als Pfünderli und als Kilo. Die teuren Brote hingegen mit ungewöhnlichem Gewicht wie 260, 320, 340, 360, 370 und 380 Gramm. Das legt die Vermutung nahe: Die Kunden sollen nicht abschätzen können, wie teuer die Brote wirklich sind. Es sei denn, sie lesen das Kleingedruckte auf den Preisschildern.
Auch das bestreiten Coop und Migros. Laut Coop ist das Gewicht unter anderem «abhängig von der Form», wie etwa beim «Krustenkranz mit sechs Brötchen». Aber auch davon, dass «gewisse Teige mehr aufgehen und mehr Volumen erhalten, andere Teige mit Oliven, Dinkel oder Nüssen weniger». Die Migros schreibt: «Die Grammatur wird auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt.»