Egal, ob das Baby gluckst, strampelt oder tief Atem holt: «Wearables» zeichnen jede Bewegung auf. Wearables sind Klein-Computer, die in Babykleidern verarbeitet oder am Körper befestigt sind. Sie funktionieren wie eine Alarmanlage.
Beispiel «Snuza Hero»: Der Clip wird an die Windel gesteckt und überwacht den Schlaf des Säuglings. Atmet dieser schwach oder bewegt er sich 15 Sekunden nicht, beginnt der Clip zu vibrieren. Rührt sich das Baby weiterhin nicht, löst das Gerät einen Alarm aus und weckt die Eltern.
Das Gerät für 119 Franken ist etwa bei 4mybaby.ch erhältlich. Der Kunde erfährt, es sei medizinisch getestet und zertifiziert. Hersteller ist die südafrikanische Biosentronics.
Der K-Tipp erkundigte sich bei 4mybaby.ch nach den «medizinischen Tests». Als Reaktion stellte 4mybaby.ch ein Zertifikat des internationalen Warenprüfkonzerns SGS aus Kapstadt auf seine Website. Für den Zürcher Kinderarzt Raffael Guggenheim bezeugt das Zertifikat aber einzig, «dass ‹Snuza Hero› technisch einwandfrei funktioniert».
Der K-Tipp wollte von Hersteller Biosentronics und vom Fachhändler Vital- innovations.eu wissen, welche Tests oder Studien gemacht worden seien. Trotz mehrmaliger Anfrage kam keine Antwort.
Windeln.ch verkauft das Gerät als Lebensretter. Es senke das Risiko des plötzlichen Kindstods im Schlaf: «‹Snuza Hero› ermöglicht die kontinuierliche Überwachung, um in einer kritischen Situation schnell zu reagieren. Dem Säugling kann dies das Leben retten.» Maurizio Giuffredi, Geschäftsführer von 4mybaby.ch, bekräftigt: «Durch den Alarm können Eltern direkt handeln.» Bjarte Rogdo, leitender Arzt auf der Intensivpflegestation des Kinderspitals St. Gallen, widerspricht: «Es gibt keine einzige medizinische Studie, die wissenschaftlich nachweist, dass ‹Snuza Hero› oder ähnliche Wearables den plötzlichen Kindstod verhindern können.»
Der letzte Schrei sind die Hightech-Socken «Owlet», die die Herz- und Sauerstoffrate des Babys überwachen. Sie kosten 299 Dollar und sind in den USA und Kanada erhältlich.
«Elektronische Geräte gehören grundsätzlich nicht ins Kinderzimmer», sagt Arzt Guggenheim. Besorgte Eltern sollten sich bei der Mütterberatungoder beim Kinderarzt informieren.