Gequälte Kinderfüsse
Sie sind in Schaufenstern nicht zu übersehen: Spitze, schmale Schuhe. Das mögen die Füsse nicht. Genauso wenig wie zu kurze Schuhe. Das kommt oft bei Kindern vor. Folgen: Hallux und Hammerzehen. Das liesse sich leicht vermeiden.
Inhalt
Haus & Garten 2/2004
05.05.2004
Thomas Grether
Die Kleinen machten grosse Augen. «Socken ausziehen», hiess es an einem Morgen im Kindergarten. Ein Ärzte-Team der orthopädischen Uni-Klinik Balgrist in Zürich war gekommen, um Füsse und Schuhe der Kids auszumessen.
Zentrale Frage: Wie viele Kinder tragen zu kurze Schuhe und schädigen so ihre sensiblen - im Wachstum begriffenen - Füsse? Das Resultat dieser in der Schweiz erstmals durchgeführten Studie:
- Strassenschuhe: Von 68 Kindern trugen 44 zu kurze. Nur 16 Kin...
Die Kleinen machten grosse Augen. «Socken ausziehen», hiess es an einem Morgen im Kindergarten. Ein Ärzte-Team der orthopädischen Uni-Klinik Balgrist in Zürich war gekommen, um Füsse und Schuhe der Kids auszumessen.
Zentrale Frage: Wie viele Kinder tragen zu kurze Schuhe und schädigen so ihre sensiblen - im Wachstum begriffenen - Füsse? Das Resultat dieser in der Schweiz erstmals durchgeführten Studie:
- Strassenschuhe: Von 68 Kindern trugen 44 zu kurze. Nur 16 Kinder trugen passende Schuhe.
- Hausschuhe: Von 68 Kindern trugen 54 zu kurze Finken. Nur 11 Kinder trugen passende.
Das heisst zusammengefasst: 65 Prozent der Kinder trugen zu kurze Strassenschuhe, 80 Prozent zu kurze Finken.
Warum das? «Kinder spüren nicht, dass der Schuh drückt, weil das Nervensystem im Fuss noch nicht vollständig ausgebildet ist», erklärt Thomas Böni, leitender Arzt der Technischen Orthopädie im Balgrist. «Sie ziehen die Zehen ein wie Schnecken ihre Fühler.»
Laut Sportwissenschaftler Wieland Kinz aus Wien leidet der gesamte Organismus: «Die Statik des Körpers verändert sich, es können Knie-, Hüft- und Rückenschmerzen entstehen. Gelenke können sich entzünden, es kommt zu Muskel- und Sehnenschmerzen. Drückende Schuhe beeinträchtigen auch die Blutgefässe im Fuss.» Ergebnis: Kälte- und Taubheitsgefühle.
Eltern sollten deshalb regelmässig kontrollieren, ob Kinderfüsse noch in Schuhe und Finken passen: Bei 1- bis 3-Jährigen alle zwei Monate, bei 3- bis 4-Jährigen alle vier Monate, bei Älteren zweimal jährlich.
Tipps: Wenn Kinder neue Schuhe brauchen
- Schuhe sind erst nötig, wenn das Kind gehen kann.
- Gebrauchte Schuhe kann ein Kind durchaus tragen; sie dürfen aber nicht ausgelatscht sein.
- Neue Schuhe sollten innen 12 mm länger sein als der Fuss.
- Verwenden Sie ein Messgerät. Auch in Schuhgeschäften erhältlich: «Bims» für 20 Franken oder über www.bims.ch.
- Erkundigen Sie sich, ob verschiedene Weiten eines Schuhmodells am Lager sind. Denn der Schuh muss sich auch der Breite des Fusses anpassen.
- Weiche, biegsame und atmungsaktive Schuhe wählen. Geformte Einlagesohlen oder ein spezielles Fussbett ist unnötig.
- Lassen Sie Ihre Kinder möglichst oft barfuss gehen - zu Hause und im Freien.
Buchtipp: «Kinderfüsse - Kinderschuhe» von Wieland Kinz, Fr. 15.-, im Buchhandel oder über www.kinderfuesse.com.