Gastgewerbe - Zu teurer Kaffee kümmert Wirte nicht die Bohne
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saldo 1/1999
01.01.1999
Der Kaffeepreis ist massiv gesunken. Trotzdem haben im Januar in den Restaurants Café crème und Espresso aufgeschlagen. saldo bringt die Ausreden der Wirte.
Höhere Lohnkosten, das zusätzliche Mehrwertsteuerprozent und der bisher grundsätzlich zu tiefe Preis seien Gründe genug, wieder mal die Preise zu erhöhen, sagen die Wirtinnen und Wirte landauf, landab.
Einige schieben noch den einst gestiegenen Rohkaffeepreis als Grund hinterher, während wieder andere ex...
Der Kaffeepreis ist massiv gesunken. Trotzdem haben im Januar in den Restaurants Café crème und Espresso aufgeschlagen. saldo bringt die Ausreden der Wirte.
Höhere Lohnkosten, das zusätzliche Mehrwertsteuerprozent und der bisher grundsätzlich zu tiefe Preis seien Gründe genug, wieder mal die Preise zu erhöhen, sagen die Wirtinnen und Wirte landauf, landab.
Einige schieben noch den einst gestiegenen Rohkaffeepreis als Grund hinterher, während wieder andere explizit betonen, dieser habe gar nichts mit dem Kaffeepreis in der Beiz zu tun - jetzt, da der Rohkaffeepreis im Keller ist.
Die Preispolitik beim Kaffee scheint willkürlich. Schon in früheren Jahren hätten die Wirte mit ähnlicher Argumentation wie heute höhere Preise verlangen können. Nur wagten sie es damals nicht: Die Rezession liess die Gäste kostenbewusster werden, die Wirte vorsichtiger.
Schmerzgrenze für Kaffeepreise sei noch nicht erreicht
Das ist vorbei: Bei einer Umfrage des Cafetier-Verbandes im Dezember gab nur ein Drittel der Wirte an, die Kaffeepreise nicht zu erhöhen. "Der Konsum wächst, man ist wieder optimistischer", analysiert Martin Schmidli von der Luzerner Bahnhof-Restauration die Lage. "Jetzt ist ein Batzen gerechtfertigt."
Der Warenaufwand für eine Tasse Kaffee beträgt 28 Rappen. Im Restaurant zahlt man dafür rund das Zwölffache. Für Johanna Bartholdi, die Geschäftsführerin des Schweizer Cafetier-Verbandes, ist die Schmerzgrenze allerdings noch nicht erreicht: Sie ortet diese erst bei Fr. 3.50 pro Tasse, an Toplagen bei Fr. 3.80 (siehe Interview).
Die Diskrepanz zwischen Wirten und Gästen wird immer grösser: Die Wirte klagen ständig über zu tiefe Einnahmen, die Gäste über zu hohe Preise. Das Problem ist: beide haben Recht. Die Preise sind hoch, und dennoch reichen die Einnahmen oft nicht, um den Betrieb anständig zu führen.
Für Fachleute ist klar: Die hohen Preise dienen nur der Erhaltung von Betrieben, die eigentlich unrentabel sind.
Dominik Hertach