Fussduschen - Munter spriesst der Pilz
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saldo 19/2000
22.11.2000
Desinfektionsduschen gegen Fusspilz sind eine Alibiübung. Einige Betreiber von Hallenbädern und Fitnesszentren haben sie bereits abmontiert.
Für die meisten Hallenbadbenützer ist der Gang zur Fusspilzdusche eine Selbstverständlichkeit. Mit gutem Grund: Nirgendwo sonst kommen so viele Leute barfuss zusammen wie in Hallenbädern, Saunen, Fitnesszentren oder auch Turnhallen. Dort bietet das feuchtwarme Klima Fusspilzerregern und Bakterien einen idealen Nährboden.
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Desinfektionsduschen gegen Fusspilz sind eine Alibiübung. Einige Betreiber von Hallenbädern und Fitnesszentren haben sie bereits abmontiert.
Für die meisten Hallenbadbenützer ist der Gang zur Fusspilzdusche eine Selbstverständlichkeit. Mit gutem Grund: Nirgendwo sonst kommen so viele Leute barfuss zusammen wie in Hallenbädern, Saunen, Fitnesszentren oder auch Turnhallen. Dort bietet das feuchtwarme Klima Fusspilzerregern und Bakterien einen idealen Nährboden.
In der Schweiz leidet jeder Sechste unter Fusspilz - manchmal ohne es zu wissen. Mit jedem Schritt verlieren die Betroffenen bis zu fünfzig Hautschuppen und schleppen so die Krankheit weiter. Als besonders ansteckend gilt ausgerechnet die Zone rund um die Desinfektionsanlage. Denn die kleine Fussdusche wird von Pilzträgern besonders rege benutzt.
Hauptproblem: Die Einwirkungszeit ist viel zu kurz
Wer glaubt, sich mit einem kurzen Abspritzen an der Desinfektionsdusche schützen zu können, täuscht sich. "Das Ganze ist eine Alibiübung." Zu diesem Schluss kommt der Hygienespezialist Andreas Widmer vom Unispital Basel. Sein wichtigstes Argument: Die Einwirkungszeit ist viel zu kurz. "Das Mittel sollte 15 Minuten auf dem Fuss trocknen können", betont er.
Pikant: Die üblichen Fussdesinfektionsmittel sind gar nicht für die menschliche Haut, sondern zur Desinfektion von Böden oder Holz gedacht. Dort haben die Chemikalien genügend Zeit, um einzuwirken, bei der üblichen Anwendung im Hallenbad oder im Fitnessclub ist das jedoch nicht der Fall.
Beispielsweise Hexaquart S: Das Mittel des Marktleaders B. Braun Medical in Sempach LU zählt zur Giftklasse 5. Vertriebsleiter Alesch Otypka muss auf Anfrage zugeben, dass über die Wirkung des flächendeckend eingesetzten Mittels in Hallenbädern keine Studien existieren. Die Firma hat lediglich Labor- und Kliniktests durchführen lassen, die mit dem Alltag im Hallenbad nichts zu tun haben. Dort gehen Badegäste nach der Fussdusche meist unter die Dusche oder trocknen das Desinfektionsmittel mit dem Handtuch ab. Die Wirkung ist somit gleich null.
Vielerorts sind die Fussduschen schon ausser Betrieb
Aufgeschreckt durch die Kassensturz-Recherchen will der Hersteller nun zusammen mit Betreibern und Behörden dafür sorgen, dass künftig Handzettel über den richtigen Gebrauch der Desinfektionsanlagen informieren. In Bad Schinznach AG hat man das mit Hinweistafeln bereits versucht. Allerdings ohne sichtbaren Erfolg.
Auch in Zürich setzt das städtische Sportamt auf Informationen: In seinen Bädern hat es die Duschen vor einigen Jahren ausser Betrieb gesetzt, musste dann aber diesen Entscheid nach Protesten von Besuchern wieder rückgängig machen.
Die Kantonsbehörden von Basel hingegen gehen einen Schritt weiter: Bei Um- und Neubauten verzichten sie künftig ganz auf diese unwirksamen Duschen. Bereits vor drei Jahren hat die landesweite Trainingscenter-Kette Kieser die Fusspilzduschen verbannt. Paul Lenz, Direktor von Kieser Schweiz: "Wir kamen zusammen mit Fachleuten zum Schluss, dass dies nichts bringt."
Stephan Dietrich
Vorbeugung - Was tun gegen Fusspilz?
Eine Fusspilzerkrankung fängt meistens mit einem schuppigen Ausschlag und Rötungen zwischen den Zehen an. Oft kommt es zu schmerzhaften Risschen in der Haut. Diese Symptome lassen sich meist mit in der Apotheke erhältlichen Fusspilzcremes bekämpfen. Eine Behandlung braucht Geduld: Sie kann acht Wochen dauern. Tritt keine Heilung ein, sollte man einen Hautarzt aufsuchen. In hartnäckigen Fällen dehnt sich der Pilz auf die Fusssohle aus oder befällt auch andere Körperregionen wie die Gesäss- und Leistengegend oder Fuss- und Fingernägel.
Vor allem für Diabetiker und Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr kann eine Fusspilzerkrankung grosse Komplikationen mit sich bringen.
Prävention ist auf jeden Fall sinnvoll, aber nicht einfach. Fusspilz kann man überall auflesen, wo Leute barfuss herumgehen: in Hotelzimmern, Saunas oder Bädern. Die wichtigsten Tipps:
° In Schwimmbad, Sauna, Turnhallengarderobe, öffentlichen Duschen usw. Badelatschen tragen.
° Nach dem Baden oder Duschen die Füsse gründlich trocknen, speziell zwischen den Zehen. Wenn möglich einen Föhn dazu benützen.
° Geschlossene Kunststoffschuhe und synthetische Socken vermeiden.
° Socken täglich wechseln und bei Fusspilzbefall mit 90 Grad waschen.
° Ist der Pilz nach einer Eigenbehandlung mit Creme nicht mehr sichtbar, sollte die Salbe noch mindestens zwei Wochen weiter eingerieben werden.