Turta da nuschs engiadinaisa» – so heisst die Nusstorte, die Coop unter dem Edel-Label Fine Food verkauft. Sie werde «nach einem traditionellen Rezept mit viel Sorgfalt und Handarbeit» in einem kleinen Familienbetrieb im «lauschigen Lavin» hergestellt. So wirbt Coop. Doch ein Blick auf die Zutatenliste lässt die Engadiner Arvenromantik schnell vergessen: In der Torte hat es nicht nur die traditionellen Zutaten, sondern auch «tierische und pflanzliche Fette» – namentlich Rinds-, Schweine-, Kokos- und Palmfett, sowie Raps- und Sojaöl. Zudem enthält sie Zusatzstoffe wie künstlich hergestellte Diphosphate (E450), Calciumorthophosphat (E341) und aus Soja produziertes Lecithin (E322). Sie stehen in Verdacht, Allergien zu fördern oder den Stoffwechsel zu stören.

Für Giuseppe Domeniconi von Verein Slow Food ist klar: «Diese Nusstorte ist nichts anderes als ein Industrieprodukt.» Die Zutaten würden zeigen, dass sie für den Grosshandel hergestellt sei – «lange haltbar, maschinell produziert und zu einem tiefen Preis». Mit dem traditionellen Rezept habe dies wenig zu tun. Auch Ernährungsmediziner David Fäh sagt: «Die vielen E-Nummern sprechen nicht gerade für ein hochwertiges Produkt.»

Coop hält die Zusatzstoffe für unbedenklich, so Sprecherin Sabine Vulic. Die Nusstorte sei kein Industrieprodukt, sondern von einem Traditionsbetrieb gefertigt. Die Zusammensetzung habe sich kürzlich geändert. Sie enthalte jetzt pflanzliche Patisserie-Margarine aus teils gehärtetem Palm- und Kokosfett mit 10 Prozent Butter.