3 Prozent, 4 Prozent oder noch mehr: Solche Obli­gationen-Zinscoupons sind heute, da Sparkonten fast nichts mehr abwerfen, sehr verführerisch. 

Beispiel: Eine neue Anleihe der Raiffeisen Schweiz Genossenschaft, die Anfang April mit 3 Prozent Zins pro Jahr startete. Doch schon ihr Name «Nachran­gige Additional Tier-1-Anleihe» lässt vermuten, dass sich Anleger mit dieser Anleihe etwas Spezielles ins Depot holen. Das ist tatsächlich und gleich in mehrerer Hinsicht der Fall:

  1. Die Raiffeisen-Obligation hat im Unterschied zu normalen Anleihen keine feste Laufzeit. Raiffeisen kann sie ab dem Jahr 2020 zurückzahlen. Die Anleger ihrerseits können sie hingegen nicht kündigen.
  2. Ebenfalls im Unterschied zu normalen Obli­gationen ist diese Anleihe mit dem Eigenkapital von Raiffeisen verknüpft. Sinkt dieses unter eine gewisse Schwelle, kann die Anleihe bis auf null abge­schrie­ben werden. Das heisst: Ein Totalverlust ist möglich.
  3. Ebenfalls anders als eine normale Obligation ist diese Anleihe nachrangig. Raiffeisen müsste im Fall einer finanziellen Schieflage alle anderen Ver­pflich­tungen zuerst erfüllen. 

Kurz gesagt: Wer sie besitzt, weiss nicht, wann er wie viel Geld zurückbekommt. Auch andere Banken und Unternehmen geben spezielle Anleihen mit hohen Coupons heraus. Die häufigsten Stichworte: Tier-1, nachrangig, Ewigläufer. In den Details ­unter­schei­den sie sich. Sie alle sind aber auch mit deutlich höheren, schwer abschätzbaren Risiken verbunden. 

Anleger mit einem grossen Wertschriftenporte­feuille können sich sagen: Ich nehme diese Risiken in Anbetracht des relativ hohen Zinses in Kauf und investiere einige wenige Prozente meines Vermö­gens in solche Anleihen. Konservative An-leger und solche mit kleineren Depots, die keine ausreichende Diversifikation ermöglichen, sollten sie meiden. ­