Ein saldo-Leser hat einen hohen Betrag auf dem Konto. Es wirft praktisch keinen Zins ab. Deshalb schlägt ihm der Bankberater einen Mischfonds mit Aktien und Obligationen vor. Dieser hat seit 2010 mit 4,5 Prozent pro Jahr gut rentiert. Eine Rendite in dieser Grössenordnung ist laut dem Berater der Bank auch in Zukunft zu erwarten. 

Anleger sollten solchen Renditeprognosen mit zweifacher Skepsis begegnen. Erstens: Die Banken tendieren dazu, jene Fonds und andere Produkte vorzuschlagen, die eindrückliche Renditen vorzuweisen haben. Das ist meist dann der Fall, wenn die entsprechenden Finanzmärkte schon einen grossen Teil der Aufschwungphase hinter sich haben. 

Zweitens: Die Renditeangaben in den Pro­duktunterlagen sind ein theoretischer Wert. Beispielsweise auch die jährlichen 4,5 Prozent des erwähnten Mischfonds. Es wird nämlich unterstellt, dass die Ausschüttungen gleich wieder in das Produkt investiert werden. Das stemmt die Rendite als Folge des Zinseszinseffektes nach oben. Wer die Ausschüttungen verbraucht, kommt deshalb nicht annähernd auf die ausgewiesene Rendite. Aber auch andere Anleger investieren die Ausschüttungen in der Regel nicht wieder umgehend. Zudem: Die Kosten der Wiederanlage finden bei den Produktangaben keine Berücksichtigung.

Das Problem der Wiederanlage entfällt bei den thesaurierenden Fonds. Sie investieren die Erträge umgehend selbst wieder. Doch auch bei ihnen fallen für die Anleger Kosten für die Führung des Depots oder Paket- und Mandatsgebühren an. 

Fazit: Man sollte sich nicht von den Rendite-zahlen aus der Vergangenheit blenden lassen. Die effektive Rendite der Produkte ist tiefer gewesen – und damit auch der Vorteil im Vergleich zum Spar­konto. Man sollte auch unter diesem Aspekt zurück­haltende Erwartungen hinsichtlich der Zukunft haben – und keine Rendite-Illusionen hegen.