Obligationen haben den Ruf einer risikoarmen Geldanlage – zumindest wenn sie von soliden Schuldnern stammen. Aktien hingegen gelten grundsätzlich als risikoreich. Zu Recht? 

Diese Sicht entspricht der üblichen Definition von Risiko. Es wird gleichgesetzt mit den Wertschwankungen einer Geldanlage. Fachleute sprechen auch von Volatilität. Je geringer sie ist, umso tiefer das Risiko. Und umgekehrt. Auch die Risikoangaben in den Faktenblättern und Wesentlichen Anlegerinformationen von Fonds sind so zu verstehen.

Für viele Anleger ist diese ­Definition sinnvoll. Ihnen ist bereits unwohl, wenn ihre Anlage einige Prozente einbüsst. Bei einem Wertverlust von 20 Prozent und mehr machen sie sich grosse Sorgen. Das verleitet manche zu Panikverkäufen im schlechtesten Moment.  

Allerdings: Erfahrungsgemäss machen Aktien Wertverluste nach einer gewissen Zeit mehr als wett. Man muss nur genügend Geduld und ­Nerven aufbringen, dann werfen Aktien eine viel höhere Rendite ab als Obligationen. Lang­fristig gesehen ist deshalb die Gleichsetzung von Risiko und Wertschwankungen ­kontraproduktiv.

Angenommen, ein Sparer möchte über 20 Jahre im Durchschnitt eine Rendite von 2,5 Prozent erzielen, und zwar nach Abzug von Inflation und Kosten. Dass er dieses Ziel mit Aktien erreicht, ist sehr wahrscheinlich – sofern er breit und kostengünstig investiert, am besten mit guten Fonds. Hin­gegen ist es sehr unwahrscheinlich, dass er mit Obligationen über 20 Jahre eine Nettorendite von 2,5 Prozent erzielt. Das Risiko, dieses Sparziel zu verfehlen, ist bei Oblis ein Vielfaches höher als bei Aktien.

Für Langfristsparer, die auf einen grünen Zweig kommen möchten, sind Aktien die konservative Geldanlage. Anleger, die einen langen Zeithorizont haben und trotzdem Wertschwankungen aus dem Weg gehen, bezahlen dafür einen hohen Preis.