Elias steht im Handstand. Der Lehrer beugt sich zu ihm hinunter. «Elias», sagt er, ­«nenne mir drei wichtige Veränderungen bei Jungs in der Pubertät.» Elias erklärt mit hochrotem Kopf: «Muskeln nehmen zu, am Körper wachsen ­Haare … – das dritte weiss ich nicht.» Der ­Lehrer lacht: «Der Penis wächst, oder?» «Ja», stammelt Elias verlegen und steht wieder auf die Beine. 

Elias ist Schüler des finnischen Städtchens Seinäjoki. Und dort sind solche Fitnessübungen selbst im Biologie-Unterricht Pflicht. Der Grund: Viele Kinder sind zu dick. Mit einem rigo­rosen Programm haben die Schulbehörden den Kampf dagegen aufgenommen: mit dem Einbezug von Bewegung in den Unterricht, dem Verbot von Süssigkeiten, gesunden Gratismenus in der Kantine, der Überwachung der Kinder durch eine Kinderkrankenschwester. Das ist einzigartig.

Im Film kommen vor allem die Verantwortlichen zu Wort. Daher verwundert es ­wenig, dass es für das Programm viel Lob gibt. ­Kritiker fehlen. Das ist schade.

So interessant das Projekt in ­Seinäjoki auch ist: Der Film lässt den Zuschauer mit Fragen zurück. Wie gut geht es den Kindern, wenn Übergewicht derart ­stigmatisiert ist? Beruht der Erfolg auf Zwang oder Motivation? Oder: Hält der Erfolg auch langfristig an? Das Projekt Seinäjoki ist letztlich ein grosses Experiment. Der Film präsentiert es aber als ­ultimative Lösung. 

Empfehlenswert

Kampf dem Kinderspeck. Wie Kinder in Finnland spielend schlank werden» 27. Februar, 19.40 Uhr, Arte (Zweitausstrahlung)