Wer sein Fernsehprogramm via Satellit empfängt, hat viele Vorteile: Unter den über 800 frei empfangbaren Sendern findet sich viel Fremdsprachiges und auch Exotisches. Ein Verzeichnis gibts bei www.satindex.de. Beim Sat-Empfang sind Bild- und Tonqualität exzellent, sogar Radio in Mehrkanal-Kinoton gibt es vom Himmel. Und bei Sportsendungen fällt das Tor oft einige Sekunden früher als bei Empfang via Kabel oder Internet. Andere TV-Lösungen, etwa von Cablecom und Swisscom, bieten viel weniger Sender und müssen wegen Kapazitätsbeschränkungen die Videodaten komprimieren. Das führt zu Qualitätsverlust.
Ferner spart man mit Satelliten-TV Geld: Während man bei Abos von Kabelanbietern monatlich bis zu gut 100 Franken zahlen muss, ist die Satellitenlösung nach der Installation gratis. Die Billag-Gebühren müssen allerdings alle TV-Zuschauer berappen.
Grösster Nachteil beim Satelliten-TV war bisher die aufwendige Verkabelung. So musste von der Sat-Schüssel auf Balkon oder Dach zu jedem TV-Gerät ein Koaxial-Kabel gezogen werden. Und auf Mobilgeräten wie Smartphones, Tablets und Notebooks konnte man Sat-TV bisher gar nicht nutzen.
Weniger Kabelsalat mit der «Sat-IP»-Technik
Die neue Empfangstechnik mit dem Namen «Sat-IP» kommt mit deutlich weniger Kabeln aus. Denn die Fernsehdaten werden direkt bei der Empfangsschüssel ins heimische Netzwerk eingespeist und dann – wie das Internet – im ganzen Haus verteilt.
Dafür wird in der Nähe der Sat-Schüssel eine kleine Box – ein sogenannter Sat-IP-Server – installiert und über das normale Koax-Kabel mit der Schüssel verbunden. Ein Sat-IP-Server kostet je nach Fähigkeiten 200 bis 500 Franken.
Nach der Installation des Servers kann jedes Gerät im Heimnetzwerk die unverschlüsselten Fernsehsender empfangen – egal ob Smartphone, Tablet oder Notebook. Die Apps für Android, iOS, Windows und OS X sind meist kostenlos.
Ein normales Fernsehgerät kann Sat-IP nicht aus dem Netzwerk empfangen. Es muss zuest mit einer speziellen Empfangsbox aufgerüstet werden. Preis: ab 200 Franken. Und die Sender wechselt man mit einer separaten Fernbedienung.
Sat-Schüssel und Installation für rund 600 Franken
Wer eine komplett neue Sat-Empfangslösung mit Sat-IP installiert, muss als Erstes rund 300 Franken investieren – für eine Satellitenschüssel mit Dual-LNB für Hotbird (Schweizer Fernsehen) und Astra (die meisten deutschsprachigen Kanäle). Die Installation durch den Fachmann kostet nochmals so viel.
Bestehende Anlagen lassen sich einfach mit Sat-IP ergänzen. Die günstigste Lösung ist, an eine vorhandene Sat-Wanddose beim Fernseher einen Sat-Receiver anzuschliessen, der als Sat-IP-Server arbeitet. Die entsprechende Lösung «Smart Mirage CX06» kostet rund 100 Franken. Damit sind alle unverschlüsselten Sender für Mobilgeräte verfügbar.
Viele Sender wie ORF sind verschlüsselt
Fernsehempfang via Satellit hat aber auch Nachteile: So sind die meisten Sendungen des österreichischen ORF verschlüsselt. Die für den Empfang nötige Karte erhalten Schweizer nicht. Auch die meisten Schweizer Lokal Fernsehsender lassen sich nicht via Satellit empfangen.
Auch bezüglich Komfort hinkt Sat-TV vor allem Lösungen wie Swisscom TV und Sunrise TV hinterher. Denn es fehlt das sogenannte Recall-TV, mit dem alle verpassten Sendungen der letzten Woche nachträglich angesehen werden können, ohne vorgängig selber aufgezeichnete Aufnahmen. Bei einer Sat-Lösung muss man sich selber um die Aufnahmen kümmern.
Ein Sender lässt sich auf maximal vier TVs schauen
Nachteile gibt es auch im Vergleich zum üblichen Kabel-Fernsehen (DVB-C), wie es von Cablecom und lokalen Anbietern geliefert wird: Bei DVB-C können in einem Haushalt parallel unbeschränkt viele unverschlüsselte Sender auf verschiedenen Geräten betrachtet werden. Beim Satelliten-TV ist die Anzahl paralleler Sender je nach Server auf zwei oder vier beschränkt.
Fazit: Für das normale TV-Vergnügen zu Hause sind übliche Angebote wie DVB-C und IP-TV einfacher und komfortabler. Auch dort lässt sich Geld sparen, wenn man bewusst das günstigste Paket auswählt.
Wer sich aber für exotische Sender interessiert oder perfekte Bild- und Tonqualität will, profitiert vom Satelliten-Empfang. Mit der Sat-IP-Technik muss man auch weniger Kabel verlegen und kann mit Mobilgeräten fernsehen. Diese Möglichkeit gibt es jedoch auch bei verschiedenen Internet-TV-Anbietern wie Zattoo, Teleboy und Wilmaa. Für eine geringe Monatsgebühr kann man dort sogar Recall-TV nutzen.
Weitere Infos
Satelliten-TV: Vor- und Nachteile
VORTEILE
- Über 800 unverschlüsselte Sender empfangbar
- Keine monatlichen Abo-Kosten
- Mit Sat-IP einfache Nutzung auf Mobilgeräten
- Beste Bild- und Tonqualität
NACHTEILE
- Keine Schweizer Lokal-TV- Sender, kein ORF
- Anschaffungs- und Installationskosten, Sat-Schüssel braucht «freien Blick» auf Satelliten
- Kein Recall-TV, um verpasste Sendungen anzusehen
- Bei starken Niederschlägen kann es Empfangsstörungen geben
Ärger mit Verschlüsselung? Die Lösung
Verschlüsselte Kanäle, wie sie das Schweizer Fernsehen hat, lassen sich via Satellit nicht ohne Weiteres betrachten. Das gilt auch für ORF und Pay-TV-Kanäle (Sky/Teleclub). Alle benötigen entsprechende Schlüsselkarten. Um diese Sender unverschlüsselt ins Heim-Netzwerk zu liefern, braucht der Sat-IP-Server einen passenden Erweiterungsschlitz (CI-Modul) für eine Schlüsselkarte der SRG (50 Franken) sowie einen Viacess-Kartenleser (100 Franken).
Alternativ kann die TV-Empfangsbox die Entschlüsselung vornehmen. Dann können verschlüsselte Sender aber nicht auf Mobilgeräten gesehen werden.