Feinkost kauft man am besten in der Migros
Exotische Früchte, Parmaschinken, edle Gewürze: Die Preise für Delikatessen unterscheiden sich stark. Globus ist rund 70 Prozent teurer als Migros.
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K-Geld 4/2006
30.08.2006
Annik Ott - annik.ott@ktipp.ch
Die Warenhäuser Globus, Jelmoli, Loeb sowie der Grossverteiler Carrefour haben Macadamianüsse der Marke Nectaflor im Angebot. Bei Globus kosten 100 Gramm Fr. 5.20, bei Jelmoli Fr. 5.50 und bei Loeb Fr. 5.60. Bei Carrefour gibts die identische Packung für Fr. 3.95.
Am günstigsten sind Macadamianüsse jedoch bei der Migros. Für 100 Gramm der Marke Sun Queen bezahlt man Fr. 2.80. Bei Coop kosten sie Fr. 3.69 und sind von Pittjes.
Damit sind die beliebten Snacks be...
Die Warenhäuser Globus, Jelmoli, Loeb sowie der Grossverteiler Carrefour haben Macadamianüsse der Marke Nectaflor im Angebot. Bei Globus kosten 100 Gramm Fr. 5.20, bei Jelmoli Fr. 5.50 und bei Loeb Fr. 5.60. Bei Carrefour gibts die identische Packung für Fr. 3.95.
Am günstigsten sind Macadamianüsse jedoch bei der Migros. Für 100 Gramm der Marke Sun Queen bezahlt man Fr. 2.80. Bei Coop kosten sie Fr. 3.69 und sind von Pittjes.
Damit sind die beliebten Snacks bei Migros exakt halb so teuer wie bei Loeb. Ein Preisunterschied, der für die Kundschaft nicht nachvollziehbar ist. Die teureren Anbieter verlieren auf der Verpackung nämlich kein Wort über spezielle Anbau- oder Lagerungsmethoden, die den hohen Preis rechtfertigen würden.
Preisunterschiede von mehreren 100 Prozent
Ähnlich siehts beim Parmaschinken aus. Eine Packung Prosciutto di Parma von Citterio kostet bei Globus und bei Jelmoli Fr. 11.30 pro 100 Gramm, bei Coop Fr. 9.30. Bei Carrefour gibts dasselbe für nur Fr. 8.85.
Noch günstiger ist der edle Schinken bei der Migros: 100 Gramm der Marke Fratelli Beretta kosten Fr. 8.50. Und der Kunde erhält wiederum keine Informationen über allfällige Qualitätsunterschiede zwischen den Produkten.
Der K-Geld-Vergleich von 28 exklusiven Lebensmitteln zeigt: Die Preise variieren enorm (siehe Tabelle). Aufschläge gegenüber dem jeweils günstigsten Produkt von mehreren 100 Prozent sind keine Seltenheit.
«Unser Schwerpunkt liegt bei Waren, die offen verkauft werden», rechtfertigt Sprecher Ernst Pfenninger die hohen Preise der Globus Delicatessa. «Marken führen wir nur als Dienstleistung.» Deshalb beziehe Globus bloss kleine Mengen und bezahle dafür höhere Einstandspreise.
Und Madeleine Elmer von Loeb behauptet: «Für unsere Kunden ist die persönliche Bedienung wichtiger als die davon abhängige Preisstruktur.»
Globus, Jelmoli und Loeb verlangen bei den meisten Produkten deutlich mehr als Migros, Coop und Carrefour.
Migros ist insgesamt am günstigsten. Die einzelnen Artikel sind hier im Schnitt 9 Prozent teurer als beim jeweils günstigsten Anbieter. Auf Platz 2 liegt Coop (18 Prozent), dann folgen Carrefour (27), Loeb (72), Jelmoli (80) und Globus (84 Prozent).
Die Delikatessen im Preisvergleich kosten im Globus im Durchschnitt also fast doppelt so viel wie das jeweils günstigste Produkt. Pikant: Die Migros-Gruppe vereint mit den Migros-Läden die günstigsten und mit den Globus-Warenhäusern die teuersten Anbieter unter einem Firmendach.
Markant sind die Preisunterschiede bei den Gewürzen. Ganze Muskatnüsse sind im Globus 264 Prozent teurer als beim günstigsten Anbieter Carrefour. Das Warenhaus verlangt für 10 Gramm Fr. 1.20 - der Grossverteiler 33 Rappen.
Verpackung sagt nichts über qualitativen Mehrwert
Globus-Sprecher Pfenninger verweist auf die Qualität der bei Globus erhältlichen Muskatnüsse von Merlasco: «Die Nüsse werden mit einem speziellen Kalk eingerieben, der die Poren schliesst und so Aroma und ätherische Öle zurückhält.» Diese Prozedur werde von Hand durchgeführt. Deshalb sei das Endprodukt teurer. Auf der Verpackung steht jedoch kein Wort über diese aufwändige Verarbeitung.
Die Vanilleschoten sind bei Globus laut Pfenninger ebenfalls von «höchster Qualität». Eine einzelne Schote kostet Fr. 3.90 - fast fünfmal so viel wie bei Migros. Und: Bei Globus gibt es sogar Vanilleschoten für Fr. 8.80 pro Stück. Auf der Verpackung weist wiederum nichts auf einen qualitativen Mehrwert des Gewürzes hin.
Die Nachfrage nach Feinkost ist ungebrochen. Auch Migros und Coop weiten ihr Angebot seit einiger Zeit aus. Beide haben eine Premium-Linie mit edlen Lebensmitteln lanciert. Bei Coop heisst sie Fine Food und bei Migros Sélection.
K-Geld konnte aber nur wenige Sélection- und Fine-Food-Produkte berücksichtigen: Migros und Coop haben nämlich oft günstigere Alternativen desselben Produkts im Angebot. Und meist finden sich auf den Verpackungen der Premium-Artikel keine Hinweise über qualitative Unterschiede zum selben Lebensmittel im normalen Sortiment.
Beispiel Roquefortkäse: Die Migros verkauft einen Sélection-Roquefort und im normalen Sortiment einen Roquefort Société. Dieser kostet 40 Rappen weniger pro 100 Gramm. Ebenso beim Parmesan: Sowohl der Sélection-Parmesan als auch der Parmesan im normalen Sortiment tragen die Qualitätsbezeichnung Reggiano und sind aus Rohmilch hergestellt. Einziger für den Kunden erkennbarer Unterschied: Die Verpackung des Sélection-Käses ist aufwändiger. «Die Sélection-Lebensmittel beziehen wir von ausgewählten Lieferanten», rechtfertigt Migros-Sprecherin Monika Weibel die höheren Preise. «Meist sind dies Familienbetriebe, welche die Produkte mit mehr Aufwand und nur in kleinen Mengen herstellen.»
Seltsam: Auf den Produkten steht nichts darüber.
So wurde ausgewählt
K-Geld hat vom 20. bis 22. Juni 2006 die Preise 28 exklusiver Lebensmittel bei sechs Anbietern verglichen. Es wurden nur Produkte gewählt, die qualitativ nicht allzu sehr voneinander abweichen können.
Beim Erstellen der Liste stand Lebensmittel-Fachmann Daniel Marinello vom gleichnamigen Zürcher Delikatessengeschäft beratend zur Seite. Er riet z. B. ab, Olivenöl und Crevetten in den Vergleich aufzunehmen. «Hier sind die qualitativen Unterschiede immens. Zudem ist es schwierig, gute von schlechter Qualität zu unterscheiden», begründet Marinello.
Beim Preisvergleich wurde immer das günstigste beim jeweiligen Anbieter erhältliche Produkt gewählt.