Fatburner: Fragwürdige Präparate schüren falsche Hoffnungen
Die Hersteller nennen sie modisch Fatburner. Die Präparate enthalten L-Carnitin, Grüntee-Extrakte oder Ananasenzyme und sollen beim Abnehmen helfen. Doch die Mittel nützen nichts, sagen Fachleute.
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saldo 10/2009
23.05.2009
Letzte Aktualisierung:
26.05.2009
Sonja Marti, Redaktion Gesundheitstipp
Die Präparate tragen klingende Namen wie «Fat-Burner Plus», «Ultimate Burner» oder «Fat Flame». Sie sollen die körpereigene Fettverbrennung ankurbeln und überflüssige Pfunde zum Schmelzen bringen. Das versprechen die Hersteller der Pulver, Kapseln und Instant-Getränke. Über «Fat Flame» heisst es auf der Webseite von Fitnessfood.ch zum Beispiel: «Reduzieren Sie überflüssiges Körperfett auf bequem...
Die Präparate tragen klingende Namen wie «Fat-Burner Plus», «Ultimate Burner» oder «Fat Flame». Sie sollen die körpereigene Fettverbrennung ankurbeln und überflüssige Pfunde zum Schmelzen bringen. Das versprechen die Hersteller der Pulver, Kapseln und Instant-Getränke. Über «Fat Flame» heisst es auf der Webseite von Fitnessfood.ch zum Beispiel: «Reduzieren Sie überflüssiges Körperfett auf bequeme Art.» Bei einem anderen Produkt: «Brennt Ihr Fett gnadenlos weg.»
Auch Grossverteiler beteiligen sich am Geschäft mit dem Wunsch nach schnellem Abspecken: Migros bietet «Figure Control Low Carb Burner» an, ein Getränkepulver, das «aktivierende Zutaten für den Fettstoffwechsel» enthalte. Bei Coop ist es «Abtei L-Carnitin & Magnesium» von Glaxo Smith Kline. Es ermögliche die «optimale Verbrennung der Fettsäuren», heisst es auf der Packung. Ähnliche Produkte gibts in Sportgeschäften und Drogerien.
Kein Ersatz für leichteres Essen
Fachleute halten wenig von diesen Fettverbrennern: «Sie können regelmässige Bewegung und leichteres Essen nicht ersetzen», sagt Fitness-Spezialist Fritz Bebie aus Erlenbach ZH. Auch der Präventivmediziner und Ernährungsfachmann David Fäh sagt: «Die meisten der beigefügten Stoffe haben keinen nachgewiesenen Nutzen – oder höchstens einen minimalen, der kaum ins Gewicht fällt.»
Das gilt zum Beispiel für L-Carnitin, den Hauptbestandteil von vielen Fatburnern: Der Stoff ist zwar am Fett-Stoffwechsel im Körper beteiligt – doch damit allein kann man nicht abspecken. «Es gibt dafür keinen Beweis», sagt Fäh. Das gelte auch für Präparate mit Taurin. Pflanzenenzyme wie Bromelain aus Ananas und Papain aus Papaya funktionieren ebenfalls nicht: Sie werden bereits beim Verdauen im Magen zerlegt, sagen die Fachleute der deutschen Gesellschaft für Ernährung. So können die Enzyme nicht mehr wirken.
Extrakte aus Grüntee oder anderen Tees, Guarana und weitere koffeinhaltige Produkte sollen das Fettverbrennen ankurbeln, indem sie den Kreislauf stimulieren. David Fäh: «Die Stoffe putschen auf. Dadurch erhöhen sie zwar den Energieverbrauch – allerdings ist der Effekt gering.» An die Wirkung von Koffein gewöhne sich der Körper zudem rasch, sagt der Arzt Walter O. Frey vom Sportmedizinischen Institut Movemed in Zürich. Regelmässige Kaffeetrinker haben deshalb kaum etwas von der fettabbauenden Wirkung von Koffein.
Fatburner mit Ephedrin sind gefährlich
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung rät von koffeinhaltigen Fettverbrennern ab, weil sie unerwünschte Folgen haben: Sie können zu Schwitzen, schnellem Puls, Nervosität und Schlafstörungen führen. Riskanter sind Fatburner mit Ephedrin, einem Stoff der Meerträubel-Pflanze. Sportarzt Walter O. Frey: «In Einzelfällen kann Ephedrin sogar tödlich sein.» In der Schweiz sind Schlankheitsmittel mit Ephedrin deshalb verboten. Doch im Internet findet man trotzdem zahlreiche Produkte von ausländischen Anbietern. Mediziner Walter O. Frey rät vor allem eines, um Fett zu verbrennen: «Nehmen Sie weniger Kalorien zu sich und bewegen Sie sich regelmässig.» Besonders wirkungsvoll sei das Training morgens früh auf nüchternen Magen.
Regelmässig bewegen bringt am meisten
Frey empfiehlt Sportarten, bei denen man mehrere Muskelgruppen gleichzeitig fordert: «Zum Beispiel Schwimmen, Rudern oder im Winter Langlaufen.» Fitness-Spezialist Fritz Bebie sagt: «Wichtig ist, dass man sich jeden Tag bewegt.» Wer täglich zu Fuss zur Arbeit geht, profitiere davon mehr, als wenn er sich einmal pro Woche im Fitnessstudio auspowert. David Fäh empfiehlt zudem, jeden Tag zu frühstücken.
«Das erhöht die Wärmeproduktion im Körper. Dadurch verbrennt man während des Tages mehr Kalorien.» Ähnlich wirken auch eine eiweissreiche Ernährung und scharfe Gewürze wie Chili. Am Abend solle man möglichst wenig Kohlenhydrate essen oder auch mal ganz auf den Znacht verzichten, so Fäh. «Dann greift der Körper nachts stärker auf die Fettreserven zurück.»
Glaxo Smith Kline, der Hersteller von Coops Abtei L-Carnitin & Magnesium, räumt ein, dass «die wissenschaftliche Diskussion zu dieser Thematik nicht abgeschlossen» sei. Es gebe aber Daten, die zeigen, dass L-Carnitin-Präparate «die Fettsäure-Oxidation unterstützen können». Migros erklärt lediglich, dass die Verpackung von Figure Control Low Carb Burner zur Zeit überarbeitet werde.
Tipps: So gehts dem Fett an den Kragen
- Bewegen Sie sich täglich eine halbe Stunde.
- Essen Sie nach dem Sport eine Weile nichts. Trinken Sie Wasser statt zuckerhaltige Sportlergetränke.
- Nutzen Sie Bewegungsmöglichkeiten im Alltag: Gehen Sie zu Fuss oder mit dem Velo zur Arbeit und zum Einkaufen.
- Schränken Sie die Kalorienzufuhr ein: weniger Süsses, Fett und Alkohol.
- Essen Sie immer ein Frühstück.
- Haben Sie Geduld: Fettpolster können nicht innert weniger Tage oder Wochen verschwinden.