Vor kurzem hatte Heinz Hunziker aus Cham ZG am SBB-Entwerter ein Déjà-vu: Seine Mehrfahrtenkarte liess sich nicht sechs Mal stempeln, sondern nur fünf Mal. Genau so war es ihm ein paar Tage früher mit einer anderen Mehrfahrtenkarte ergangen. Hunziker ärgert sich: «Wie viele Leute merken das nicht und nutzen nur fünf Felder?» In seinem Fall kostet ein Feld immerhin Fr. 9.80. Am Ende blieb ihm nichts anderes übrig, als an den Schalter zu gehen und sich eine Ersatzkarte ausstellen zu lassen. 

Das Problem mit den Entwertern ist seit Jahrzehnten bekannt. Manche Mehrfahrtenkarten lassen sich nur fünf Mal stempeln, andere hingegen sieben oder acht Mal. Die SBB haben rund 3000 Entwerter im Einsatz. Die ältesten sind 30 Jahre alt. Zwar sollen sie ersetzt werden. Aber laut SBB wird das noch einige Jahre dauern.

Der desolate Zustand der Entwerter hat auch Eingang in die Tarifbestimmungen der Schweizerischen Transportunternehmen gefunden: So ist geregelt, dass «bei defektem Entwerter» oder bei «Unregelmässigkeiten» (z. B. letztes Feld kann am Entwerter nicht abgestempelt werden) der Kondukteur die Stempelkarte handschriftlich entwerten kann. Meldet sich der Passagier aber nicht ­selber beim Kondukteur, kassiert er eine Busse von 90 Franken ­(siehe Unten).

Wer mit einer sieben Mal gestempelten Mehrfahrtenkarte unterwegs ist, kassiert «nur» eine Busse wegen «Fahrens ohne gültigen Fahrausweis» (90 Franken Busse). Acht Stempel ­hin­gegen gelten als ­«Missbrauch» (zusätzliche 100 Franken Busse).

Doch warum kommt es überhaupt zu solchen Fehlern? Die SBB erklären, dass die Mehrfahrtenkarten mitunter «nicht auf den Millimeter genau von der ­Kartonrolle abgeschnitten» würden. Das führe zu Problemen. Eine weitere Fehlerquelle seien alte Entwerter. Sie lassen mehr als sechs Entwertungen zu, weil es früher Mehrfahrtenkarten mit zwölf Feldern gab. 

Vorbestraft wegen einer fehlenden Ecke

Trotzdem sind die Transportunternehmen unerbittlich, wenn ihre Kunden beim Stempeln einen Fehler machen. Beispiele: Ein Leser stempelte an einer Tramhaltestelle in Zürich seine ­Karte sieben Mal, weil die Sperre im Entwerter das nicht verhinderte. Dummerweise bemerkte er es nicht – und kassierte eine Busse von 90 Franken.

Ein Lehrling stempelte seine Mehrfahrtenkarte richtig, aber der Entwerter knipste die sogenannte Führungsecke nicht ab. Die SBB zeigten den 19-Jährigen an. Schliesslich musste er über 500 Franken bezahlen. Und er ist vorbestraft.

Ein anderer Leser ­konnte seine Karte nicht stempeln und füllte sie deshalb von Hand aus – 90 Franken Busse.

Sofort zum Kondukteur gehen

Achten Sie darauf, dass Sie die Karte nur so oft stempeln, wie Felder dafür vorhanden sind. Manchmal sind die Stempel so sehr verschoben, dass das unterste Feld frei bleibt, obwohl die Karte schon sechs Mal gestempelt ist.

Falls sich die Karte nur fünf Mal stempeln lässt: Suchen Sie einen anderen Entwerter. Die Karten lassen sich auch an Billett­automaten entwerten.

Wenn das nicht klappt: Schalterangestellte oder – gleich nach der Abfahrt – den Kondukteur um eine handschriftliche Entwertung bitten. Sie dürfen nicht einfach auf den Kondukteur warten. Es ist auch nicht erlaubt, die Karte selbst mit einem handschriftlichen Eintrag zu entwerten. 

In einem Zug mit Selbstkontrolle fährt kein Kondukteur mit. Die SBB ­versprechen in solchen Fällen «Augenmass und Kulanz».