Bio-Produkte findet man heute in jedem Lebensmittelregal. Das war nicht immer so. Der Dokumentarfilm «Zwischen Zorn und Zärtlichkeit» zeigt die fast hundertjährige Entwicklung von Bio. Am Anfang standen Pioniere wie Mina Hofstetter. Die aktive Feministin forderte Zugang von Frauen zu Ackerland und führte 1920 auf ihrem Hof im zürcherischen Ebmatingen sogenannte lebensreformerische Grundsätze ein. Andere Bauern folgten ihr, nicht zuletzt beeinflusst von anthroposophischem Gedankengut: Die Nahrungsmittel sollten möglichst naturbelassen sein und keine Zusatzstoffe enthalten. Es war die Geburtsstunde der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.
Der Film geht die Stationen der Bewegung durch. Die Kluft zwischen konventionellem und biologischem Anbau vergrösserte sich ständig. Der Höhepunkt lag in den 1960er-Jahren, als der rigorose Chemieeinsatz zu immer grösseren Erträgen führte. Die bäuerliche Opposition gegen Bio war gross. Doch wissenschaftliche Erkenntnisse über die Schäden durch chemische Düngung und Unkrautvertilgung führten zum Umdenken.
Die Bewegung stand aber vor einem Problem: Niemand wusste, was Bio genau bedeutete. Es brauchte Richtlinien. 1980 entstand der Verbund der verschiedenen Bio-Gruppierungen – die spätere Bio Suisse. Einen «Popularitätsschub» für die biologische Landwirtschaft löste 1986 der Chemieunfall in Schweizerhalle BL aus.
Der Film besteht zum grossen Teil aus Archivmaterial. Er besticht nicht durch bemerkenswerte gestalterische Elemente. Dennoch ist er ein aufschlussreiches Dokument, das einen Einblick in die Schweizer Zeitgeschichte ermöglicht. Erhältlich ist er unter www.shop.fibl.org.
«Zwischen Zorn und Zärtlichkeit.» Ein Film von Benno Hungerbühler und Thomas Alföldi. Schweiz 2012. 66 min. Les Enfants du Paradis Films.
TV-Tipps
Schranken für Schweizer Banken
Das Geschäftsgebaren der Banker hat zunehmend selbstzerstörerische Züge angenommen. Die Exzesse erschüttern die Gesellschaft und treiben Aktivisten auf die Strasse. Der «DOK»-Film blickt zurück auf die Schweizer Bankenkrisen der vergangenen 25 Jahre. Sie folgen sich in kürzeren Abständen mit höheren Schäden. Selbst Wirtschaftsliberale fordern strengere Gesetze.
«Im Kopf des Bankers: Wo jedes Mass verloren ging», SF1, Do, 29.3., 20.05 Uhr
Rettet Italien!
Die Wirtschaft unseres südlichen Nachbarlandes ist nicht in Bestform. Doch nach Silvio Berlusconi hat Mario Monti die Zügel in die Hand genommen. Das milliardenschwere Sparprogramm drückt schwer, aber gleichzeitig steigt das Vertrauen in die Regierung. Monti will beweisen, dass er die Schulden in den Griff bekommt, und er will ein gutes Vorbild sein: Er verzichtet auf sein Gehalt als Ministerpräsident.
«Makro: Bella Italia?», 3 Sat, Fr, 30.3., 21 Uhr
In den Fängen des Supermarktes
Warum fühlt man sich so gut dabei, Geld auszugeben, und warum kauft man eigentlich wirklich, was man kauft? Welche Prozesse dabei im Gehirn ablaufen und welche Gefühle der Konsument beim Einkauf durchlebt, ist für Marketingexperten enorm wichtig. Die Moderatoren überprüfen in einem Schweizer Supermarkt, wie sehr sie beim Einkaufen manipuliert werden, und entlocken dabei einem Spezialisten für Kaufprozesse einige Geheimnisse.
«Einkaufen – Warum kaufen wir mehr, als wir brauchen?», Arte, Mo, 2.4., 13 Uhr
Blick nach oben
Die Vogelperspektive erfreut sich derzeit grosser Beliebtheit in Filmen wie Bildbänden. Dieser Film sorgt für überraschende Einsichten: Statt von oben herab schweift der Blick Richtung Himmel über Deutschland. Der Beitrag zeigt in atemberaubenden Bildern eine Lebenswelt, die gleichzeitig Quelle von Gefahren und Sehnsüchten ist.
«Himmel über Deutschland», ZDF, Di, 3.4., 20.15 Uhr
Entwicklungshilfe mit Kakao
Yayra Glover wohnte mit Frau und Kindern in Willisau LU. Dann kehrte er in seine Heimat Ghana zurück mit dem Plan, die Bio-Kakaoproduktion zu fördern und Schweizer Zuverlässigkeit ins Land zu bringen. Ist es gelungen? Der Dokumentarfilm begleitet Glover zwei Jahre lang.
«Zartbitter: Kakao und Gerechtigkeit», SF1, Mi, 4.4., 22.55 Uhr