Ein Asylchef im Porzellanladen
Bundesrätin Simonetta Sommaruga entliess Ende August den Direktor des Bundesamtes für Migration, Alard du Bois-Reymond per Ende Oktober. Der Asylchef war seit seinem Einstieg umstritten: Kurz nach Amtsbeginn stirbt ein nigerianischer Asylbewerber bei der Fesselung für den Ausschaffungsflug. Wenig später bezeichnet du Bois-Reymond einen grossen Teil der Asylsuchenden aus Nigeria als «kriminell». Die Dokumentation der Schweizer Filmemacherin Karin Bauer zeigt die Arbeit des Asylchefs mitten in der Krise um den verstorbenen Nigerianer. Doch Bauer bleibt nicht bei der Person du Bois-Reymonds stehen, sondern gibt einen Einblick in die heikle Arbeit im Asylwesen. Die Filmautorin zeigt den schmalen Grad zwischen menschenfreundlichem Handeln und Härte im Umgang mit den Flüchtlingen. Dabei geht sie mit du Bois-Reymond kritisch ins Gericht.
Sie zeigt den Asylchef als Hardliner, der die Provokation sucht. Als die Ausschaffungsflüge wegen des Todesfalls vorübergehend gestoppt werden, schüttet er mit seiner Aussage von den «kriminellen Nigerianern» zusätzlich Öl ins Feuer. Das Rücknahmeabkommen für Asylbewerber mit Nigeria steht damit auf dem Spiel. Erst nach langwierigen Verhandlungen erklären sich die Politiker des afrikanischen Staates bereit, zurückgewiesene Asylbewerber wieder aufzunehmen.
Der Film zeigt, dass mit der provokativen Aussage des Asylchefs der Schuss nach hinten losging. Denn der Stillstand der Ausschaffungsflüge hatte absurde Folgen: So müssen Ausschaffungshäftlinge per Gesetz freigelassen werden, wenn keine Flüge geplant sind – egal, ob sie zuvor als Drogendealer tätig oder einfach Sans-Papiers waren.
TV-Tipps
Krankmachende Kleidung
Nach dem Kauf neuer Schuhe treten bei einer Frau Lähmungen auf, und ihre Haut ist wie verbrannt. Grund: Der Hersteller hat die Schuhe mit einem verbotenen Antischimmelmittel behandelt. Die Sendung geht der Frage nach, welche Auswirkungen chemisch belastete Kleider auf den Organismus haben.
«Schick, aber schädlich; Kleidung, die krank macht», 3 Sat, Fr, 7.10., 20.15 Uhr
Malariabekämpfung wird intensiviert
Die Tropenkrankheit Malaria bedroht zunehmend Menschen in westlichen Ländern. Gebiete, die man Mitte des 20. Jahrhunderts mit dem Insektizid DDT von infizierten Mücken gesäubert hatte, zählen heute wieder zu den Risikogebieten.
«Malaria – Eine Krankheit mit Zukunft», Arte, Sa, 1.10., 9.55 Uhr
Von der Förderung zur Überforderung
Ein Kind soll heute schon sehr früh möglichst viel lernen. Von Musikunterricht über Sport bis hin zu Frühchinesisch erhalten die Sprösslinge eine maximale Förderung ihrer Talente. Doch oft ist der Druck für die Kinder zu hoch. Bis zu 10 Prozent der 12- bis 17-Jährigen werden depressiv. Der Film reflektiert den schmalen Grat zwischen Förderung und Überforderung.
«Die überforderten Kinder», 3 Sat, Di, 4.10., 22.25 Uhr
Hungersnot trotz Entwicklungshilfe
Der Welthandel und die Klimaveränderungen sind mitverantwortlich für Hungersnöte in Schwellenländern. Diese preisgekrönte Dokumentation geht der Frage nach, warum hier die Entwicklungshilfe bisher nur wenig bewirken konnte.
«Hunger», 3 Sat, So, 2.10., 21.45 Uhr
Radio-Tipps
Islamwissenschaft und Politik
Der Terroranschlag 2001 in New York hat die Islamwissenschaft populär gemacht. Früher studierte man in diesem Fach hauptsächlich Religion, heute ist es eher politisch geprägt. Der Islamwissenschafter Maurus Reinkowski analysiert, ob der Studiengang seinem Hauptthema, der Religion, noch gerecht wird.
«Perspektiven – Das Fach Islamwissenschaft: Religion im Namen, Politik im Programm», DRS 2, So, 2.10., 8.30 Uhr
Fragliche Millionen für Tschernobyl
In Tschernobyl ist der Sarkophag über der Reaktorruine undicht und instabil. Verschiedene Länder haben einem 550-Millionen-Euro-Kredit zugestimmt, um einen neuen Sarkophag zu bauen. Ein russischer Wissenschafter bezweifelt jedoch, dass die grösste Strahlengefahr vom Reaktor selbst ausgeht.
«Der Tanz um das ‹Goldene Grab›; Wem nützt der Sarkophag von Tschernobyl?», Deutschlandfunk, Di, 4.10., 19.15 Uhr