Die Verursacher der Finanzkrise
Die Finanzkrise erschütterte 2008 die Börsenwelt. Der US-Filmemacher Charles Ferguson rollt diese Ereignisse auf. Sein Fazit: Die Liberalisierung der Finanzmärkte trägt die Schuld an der Krise. Der Film beginnt mit dem Schicksal Islands.
Das Land hatte eine gesunde Wirtschaft, bis die Politiker nach dem Jahr 2000 eine verstärkte Deregulation beschlossen: Der isländische Finanzmarkt sollte ohne behördliche Beschränkungen wachsen.
Doch die Banken überschuldeten sich wegen der neu gewonnenen Freiheit hoffnungslos. Als die Blase platzte, verdreifachte sich die Arbeitslosigkeit in kurzer Zeit. Mittelpunkt des Films ist die Finanzkrise in den USA.
Charles Ferguson befragt zahlreiche Wirtschaftsexperten, Banker und Politiker. Er versucht, ein Puzzleteil nach dem anderen zusammenzufügen, um die Frage nach der Ursache an der Krise zu klären.
Unter der Präsidentschaft von Ronald Reagan begannen die USA mit dem Abbau der Bürokratie. Seitdem überstand die Wirtschaft diverse Krisen wie die Internetblase im Jahr 2000. Die Deregulierung ging jedoch zügellos weiter.
Der unkontrollierte Investmentbanking-Markt sowie korrupte Wirtschaftsleute leiteten 2008 schliesslich die grosse Rezession ein. Ferguson betont die Rolle von Politikern im kriminellen Dunstkreis während der Krise.
Leider schaffte es der Filmautor nicht, die schuldigen Schlüsselpersonen vor die Kamera zu holen: Viele verweigerten eine Aussage. Dennoch erweist sich der Film als erkenntnisreiche Analyse der Finanzkrise.
Ernüchternd ist Fergusons Ergebnis, dass die Krise nicht ausgestanden ist. Denn in der Obama-Regierung sind heute teilweise die gleichen Leute für die Kontrolle der Märkte zuständig, die angeblich die Krise ausgelöst hatten.
«Inside Job» gewann 2011 den Oscar für den besten Dokumentarfilm.
«Inside Job». Film von Charles Ferguson. USA 2010. 120 Min. Anbieter: Sony Pictures Home Entertainment 2011.
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