Seit langem unternimmt die Post einiges, um die Zahl der «Stopp Reklame»-Kleber auf Briefkästen zu reduzieren: Sie bot zum Beispiel an, die Kleber von Angestellten abkratzen zu lassen. Und sie verschickte Kleber mit der Aufschrift «Werbung? OK!».
Der Grund: Die Post verdient mit Werbung Geld. Je mehr Briefkästen sie beliefert, desto mehr zahlen die Werbekunden.
Die Post hat mit ihren Bemühungen allerdings wenig Erfolg: Immer mehr Briefkästen verfügen über «Stopp Reklame»-Kleber, wie Zahlen des Unternehmens belegen: Im Jahr 2000 lag der Anteil noch bei 31 Prozent, jetzt steht er schon bei 53 Prozent. In Städten ist der Anteil höher: In Zürich etwa sind mehr als 70 Prozent der Briefkästen beklebt.
Jetzt hat die Post eine neue Taktik: Sie wirft Werbung auch in Briefkästen, auf denen ein Kleber angebracht ist – zum Beispiel die «Dropa-Balance». Die Drogerien-Broschüre hat rund 30 Seiten und erscheint zehn Mal pro Jahr in einer Auflage von 574 000 Exemplaren. Eine Auswahl von Themen, die behandelt werden: «Schlafen wie die Götter», «Lebenskraft statt Erschöpfung» oder «Gepflegter Mann».
Die «Dropa-Balance» ist wie eine Gesundheitszeitung aufgemacht. Tatsächlich ist sie aber ein Werbeprospekt. Fast jeder Artikel ist angereichert mit Empfehlungen für Medikamente oder Kosmetika. Dazu gibt es den Tipp, sich in einer Apotheke beraten zu lassen.
Post: «Prospekt ist nicht direkt Werbung»
Der K-Tipp wollte von der Post wissen, warum sie die Stopp-Kleber nicht respektiere. Das Unternehmen leugnete zunächst: «‹Dropa-Balance› wird bei vorhandenen ‹Stopp Reklame›-Klebern nicht in die Hausbriefkästen geworfen.»
Erst nach erneuter Nachfrage gab die Post zu, dass die «Dropa-Balance» «in alle Briefkästen eingeworfen» wird. «Es ist aus unserer Sicht eine Gratiszeitung.» Leser würden solche Prospekte «nicht direkt» als Werbung betrachten.
Damit missachtet die Post die eigenen Regeln:
Die «Dropa-Balance» erfüllt die Anforderungen an eine Gratiszeitung laut Geschäftsbedingungen (AGB) der Post nicht. Eine Gratiszeitung orientiert sich ihnen zufolge nämlich «primär an regionalen Themen», wie Vereinen, Jubiläen oder Lokalpolitik.
Selbst wenn es eine Gratiszeitung wäre: In den Post-AGB steht, dass auch diese nicht in Briefkästen mit Kleber eingeworfen werden dürfen. Ausnahme: «Amtliche oder andere im öffentlichen Interesse stehende Gratiszeitungen».
In einer Unternehmensbroschüre schreibt die Post: «Wir respektieren die Wünsche der Empfänger. Mailings mit Werbecharakter werden nicht in Briefkästen zugestellt, die mit einem Aufkleber gekennzeichnet sind.»