Die Leibrente lohnt sich nur für angehende Greise
Wer Vermögen hat und sein Einkommen nach der Pensionierung aufbessern will, hat zwei Möglichkeiten: Kapitalverzehr oder Leibrente. Das Kapital zu verbrauchen, ist meist besser.
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K-Geld 4/2005
17.08.2005
Philipp Lütscher
Sicher, möglichst hoch und bis zum Tod: Eine solche Rente wünschen sich die meisten Senioren - spätestens beim Übertritt in die Pension. Die AHV und, wo vorhanden, eine Pensionskassenrente decken üblicherweise den finanziellen Grundbedarf.
Wer darüber hinaus noch Vermögen hat, mit dem er das Einkommen erhöhen will oder muss, hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Er kann das Kapital selber anlegen und verbrauchen oder er kann es in eine Leibrente investieren. Die Leibrent...
Sicher, möglichst hoch und bis zum Tod: Eine solche Rente wünschen sich die meisten Senioren - spätestens beim Übertritt in die Pension. Die AHV und, wo vorhanden, eine Pensionskassenrente decken üblicherweise den finanziellen Grundbedarf.
Wer darüber hinaus noch Vermögen hat, mit dem er das Einkommen erhöhen will oder muss, hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Er kann das Kapital selber anlegen und verbrauchen oder er kann es in eine Leibrente investieren. Die Leibrente ist eine Versicherung, die eine lebenslängliche Rente garantiert.
Die Frage ist nur: Welche der beiden Möglichkeiten ist besser? Ein Beispiel soll die Rechnung illustrieren.
Ein 65-jähriger Mann hat 300 000 Franken zur Verfügung. Dafür erhält er eine Leibrente von rund 13 500 Franken pro Jahr - je nach Gesellschaft (Berechnungsgrundlage siehe Tabelle). Hinzu kommen allfällige Überschüsse, die aber nicht garantiert sind. Man sollte also nicht mit ihnen rechnen.
Leibrenten muss man zu 40 Prozent als Einkommen versteuern. Nach Abzug der Steuern verbleiben bei einem Grenzsteuersatz von 25 Prozent netto 12 150 Franken pro Jahr (siehe Tabelle).
Statt eine Leibrente zu kaufen kann der Rentner sein Vermögen selber verwalten. Davon kann er sich dann jedes Jahr einen Betrag in der Höhe der Leibrente auszahlen.
Für den Vergleich wurde beim Kapitalverzehr mit einem Zinsertrag von 2 Prozent pro Jahr gerechnet. Dieser Satz entspricht dem aktuellen technischen Zinssatz von Leibrenten. Beide Anlagen basieren also auf einem identischen Zinssatz. Beim Kapitalverzehr muss der Anleger aber nur den effektiven Zinsertrag versteuern. Die in den meisten Kantonen geringe Vermögenssteuer wurde für beide Fälle ausgeblendet.
Nach 20 Jahren: 117 770 oder 22 700 Franken
Am Stand des Kapitals lassen sich die Unterschiede der beiden Varianten zeigen. Beim Kapitalverzehr beläuft sich das noch vorhandene Vermögen nach 20 Jahren - was der ungefähren Lebenserwartung eines 65-jährigen Mannes entspricht - auf 117 770 Franken. Bei der Leibrente sind es nur noch 22 700 Franken. Dieser Betrag, die so genannte Rückgewähr, würde beim Tod des Pensionärs im Alter von 85 Jahren an dessen Erben ausbezahlt. Er ist im Fall der Leibrente etwa fünfmal tiefer als beim Kapitalverzehr.
Der Pensionär könnte sich beim Modell Kapitalverzehr also eine höhere Rente auszahlen - auch wenn er zur Sicherheit mit einer verbleibenden Lebenserwartung von 25 Jahren rechnen würde.
Bei der Leibrente ist das Kapital nach 21 Jahren fast aufgebraucht. Die Leibrente wird aber lebenslänglich ausbezahlt. Das ist ihr Hauptvorteil. Doch auch beim Kapitalverzehr ist das Einkommen während fast 30 Jahren gesichert - zumal mit Zinserträgen von lediglich 2 Prozent gerechnet wurde. Diese Rendite lässt sich über so lange Laufzeiten auch bei Tiefzinsen mit sehr sicheren Anlagen erzielen wie zum Beispiel mit 10-jährigen Bundesobligationen.
Fazit: Leibrenten bieten zwar ein lebenslänglich sicheres Einkommen und sind bequem, weil man sich nicht um die Anlage der Ersparnisse kümmern muss. Wer sein Kapital jedoch selber anlegt und aufbraucht, fährt meist besser. Eine Leibrente lohnt sich nur für Versicherte, die sehr alt werden.
Und noch eine Anmerkung: Die Auszahlung des PK-Vermögens als Kapital und gleichzeitige Investition dieses Kapitals in eine Leibrente ist nicht empfehlenswert.
Worauf Sie beim Abschluss einer Leibrente achten sollten
Wer trotz tieferer Rendite eine Leibrente kaufen will, sollte folgende Punkte beachten:
- Holen Sie mehrere Offerten ein. Die Unterschiede sind recht hoch.
- Rechnen Sie nicht mit den Überschüssen. Die Prognosen der Versicherungen sind oft sehr optimistisch, damit die Angebote im Vergleich zur Konkurrenz attraktiv erscheinen. Sie werden aber oft nicht eingehalten.
- Brauchen Sie eine Rückgewähr? Wer in erster Linie ein möglichst hohes Einkommen will, sollte eine Leibrente ohne Rückgewähr abschliessen. Ihre Rente ist höher.
- Bei Renten mit Rückgewähr: Beachten Sie die Rückgewährsdauer. Innert dieser Frist erhalten die Erben das Kapital ausbezahlt, das beim Tod des Rentners noch nicht aufgebraucht ist. Die Dauer der Rückgewähr ist bei einigen Gesellschaften frei wählbar. Generell gilt: Je kürzer die Rückgewährsdauer, desto höher die Rente.