Depotauszüge: Banken geizen mit Informationen
Die Vermögensauszüge der Banken sind lückenhaft und teilweise wenig verständlich. Das ergibt ein saldo-Vergleich der Depotauszüge von zehn Banken.
Inhalt
saldo 16/2012
07.10.2012
Letzte Aktualisierung:
08.10.2012
Harald Tappeiner
Wer ein Bankdepot mit Anlageprodukten besitzt, erhält mindestens einmal im Jahr einen Vermögensauszug. Das Augenmerk gilt dann vor allem zwei Zahlen: dem aktuellen Stand des Vermögens sowie der Entwicklung seit dem letzten Auszug. Der aktuelle Kontostand ist rasch ersichtlich. Den Vergleich zum Vorjahr aber scheuen viele Finanzinstitute. So etwa die Bank Coop: Wer genau wissen will, ob sein Vermögen gestiegen oder gesunken ist, muss den letztjährigen Auszug heraussuch...
Wer ein Bankdepot mit Anlageprodukten besitzt, erhält mindestens einmal im Jahr einen Vermögensauszug. Das Augenmerk gilt dann vor allem zwei Zahlen: dem aktuellen Stand des Vermögens sowie der Entwicklung seit dem letzten Auszug. Der aktuelle Kontostand ist rasch ersichtlich. Den Vergleich zum Vorjahr aber scheuen viele Finanzinstitute. So etwa die Bank Coop: Wer genau wissen will, ob sein Vermögen gestiegen oder gesunken ist, muss den letztjährigen Auszug heraussuchen.
saldo hat die Vermögensauszüge von zehn Banken und Vermögensverwaltern auf Vollständigkeit, Transparenz und Verständlichkeit geprüft. Die Stichprobe umfasste UBS und CS, Aargauer Kantonalbank (AKB), Luzerner (LUKB) und Zürcher Kantonalbank (ZKB), Raiffeisen, Clientis, Valiant, Bank Coop sowie das Vermögenszentrum VZ. Resultat: Die Unterschiede sind beträchtlich. Detailinformationen erhält der Kunde oft nur, wenn er direkt nachfragt.
Vollständigkeit: Bankkunden freuen sich, wenn die Entwicklung ihres Vermögens auf den ersten Blick erkennbar ist. Diesen Anspruch erfüllen ZKB, AKB und Valiant. Weniger positiv die CS: Sie wies die Bruttorendite aus, was nicht dem realen Wertzuwachs entspricht. Was zählt, ist einzig die Nettorendite.
Die meisten Kunden dürften sich für den Ertrag der einzelnen Anlageklassen wie Obligationen oder Aktien interessieren. Doch nur vier Bankinstitute wiesen diese Informationen klar aus: AKB, ZKB, CS und VZ.
Auffallend auch: Bloss vier von zehn Banken zeigten die Ausschüttungen der Fonds, die Aktiendividenden und die Coupons an: Clientis, LUKB, Valiant und VZ.
Über die Risiken der Anlageprodukte informierte praktisch keine der Banken. Nur die LUKB, die ZKB und das VZ wiesen im Vermögensauszug auf die prozentualen Anteile der Anlagen mit tiefer, mittlerer und hoher Risikoklasse hin.
Transparenz: Transparent ist ein Wertschriftenauszug, wenn neben dem Gewinn oder Verlust die Gebühren und Abgaben vollständig ausgewiesen sind. Auch hier geizen die Finanzinstitute mit Infos: Die Anzeige der Transaktionsgebühren beim Kauf und Verkauf von Anlagen fehlte in allen Auszügen. Sieben von zehn Banken machten keine Angaben zu den Depotgebühren. Auch die Courtagen suchte man meist vergeblich: Nur LUKB und VZ berichteten darüber. Diese Institute waren insgesamt die transparentesten. Aber: Informationen über erhaltene Retrozessionen fehlen in allen Auszügen – obwohl die Kunden laut Gesetz einen Anspruch auf diese Angaben hätten.
Verständlichkeit: Die Banken verwenden oft fachspezifische Begriffe und Abkürzungen, ohne diese genügend zu erklären. Am wenigsten gut schnitten CS, AKB und Clientis ab: Sie benützten wenig bekannte Begriffe wie «kumulierte Rendite» oder «kumulierte Performance». Schwer verständlich ist etwa auch der Begriff «Rendite nach TWR». Diese sogenannte zeitgewichtete Rendite entspricht nicht dem realen Nettowertzuwachs des Kundenvermögens, es ist ein Kennwert für Spezialisten.
UBS, Raiffeisen und Bank Coop mit den schlechtesten Noten
Fazit: Am besten schnitten im saldo-Vergleich VZ, LUKB und ZKB ab. Am mangelhaftesten waren die Vermögensauszüge von UBS, Raiffeisen und Bank Coop. Raiffeisen-Sprecher Franz Würth sagt, dass ihre Auszüge sich in einer Projektphase befänden und optimiert würden. Bank-Coop-Sprecherin Brigitte Haide weist darauf hin, dass die Kunden die Auszüge zusammen mit ihrem Kundenberater besprechen und so detailliertere Informationen erhalten könnten.
Tipps: Verlangen Sie mehr Informationen
- Die meisten Banken sind ohne viel Aufwand in der Lage, einen Wertschriftenauszug mit detaillierteren Informationen zu erstellen. Fragen Sie danach!
- Viele Infos wie Courtagen und Ausschüttungen notieren die Banken im Transaktionsjournal, das sie den Kunden meist nicht zusenden. Verlangen Sie deshalb ein Transaktionsjournal, in dem alle Käufe, Verkäufe und Ausschüttungen dokumentiert sind, und bei Bedarf auch ein Renditejournal.
- Ebenfalls empfehlenswert: Verlangen Sie einen Auszug der Vermögensverwaltungskosten. Die Depotgebühren und Kosten für das Erstellen eines Steuerverzeichnisses lassen sich je nach Kanton von den Steuern abziehen. In der Regel ist der abziehbare Teil der Verwaltungskosten im Steuerauszug der Bank ausgewiesen.