Das Zufalls-Barometer

Regelmässig berichten Coop und Migros in ihren Zeitschriften über Preisänderungen. Der K-Tipp hat alle ein halbes Jahr beobachtet. Fazit: Die Auswahl ist eigenartig. Und viele Preiserhöhungen fehlen.

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K-Tipp 14/2014

03.09.2014

Letzte Aktualisierung:
20.11.2019

Marco Diener

Etwa jede zweite Woche veröffentlichen die Migros und Coop in ihren Zeitungen kleine Tabellen – in der «Coop-Zeitung» als «Preisbeispiele», im «Migros-Magazin» als «Preisbarometer». In den Tabellen sind im Durchschnitt zehn Preisänderungen aufgelistet.

Der K-Tipp hat die Zahlen während eines halben Jahres ausgewertet. Auffallend: Coop informierte über nahezu gleich viele Preiserhöhungen (87) wie Prei...

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Der K-Tipp hat die Zahlen während eines halben Jahres ausgewertet. Auffallend: Coop informierte über nahezu gleich viele Preiserhöhungen (87) wie Preissenkungen (91). Die Migros hingegen war bei den Preiserhöhungen (55) deutlich zurückhaltender als bei den Preissenkungen (79).

Natürlich sind das nicht alle Preisänderungen der letzten sechs Monate. Die beiden Detailhändler veröffentlichen nur eine kleine Auswahl. Und das erst noch ohne klare Kriterien. Coop sagt dazu: «Wir berichten über rund die Hälfte der Preisänderungen.» Und: «In der Regel wählt unser Team für die ‹Coop-Zeitung› möglichst den Leader-Artikel, also jenen, den die Kunden am meisten nachfragen. Dieser steht dann stellvertretend für die ganze Warengruppe.» Ähnlich äussert sich die Migros.

Stimmt die Aussage? Nein. Vor allem bei Preissenkungen veröffentlichen beide Detailhändler imposante Listen – darauf figurieren viele ähnliche Artikel. Ein paar Beispiele:

Die «Coop-Zeitung» veröffentlichte am 3. Juni 15 Preissenkungen. Alle betrafen Körperpflegeprodukte – 10 davon stammen von Nivea.
Schon am 11. März waren es 15 Senkungen gewesen – ausnahmslos Prix-Garantie-Produkte.
Am 18. Februar listete die «Coop-Zeitung» sieben Raumerfrischer auf – in verschiedenen Duftnoten.
Das «Migros-Magazin» informierte am 19. Mai über Preissenkungen für drei Katzenfuttersorten aus der Reihe «Gourmet-Perle». Das sind sämtliche Sorten, die die Migros im Sortiment hat.
Bei Coop stieg der Preis der 0,5-Liter-Flasche Coca-Cola dieses Jahr von Fr. 1.20 in mehreren Schritten auf Fr. 1.35. In der «Coop-Zeitung» erschien nur die erste Preiserhöhung. Versteckte Preiserhöhungen kommen in den «Preisbeispielen» und im «Preisbarometer» gar nicht vor.

Beispiele:

X-tra-Color-Gel: In der grossen Flasche war bei Coop früher mal Waschmittel für 75 Waschgänge drin, dann für 80 und jetzt nur noch für 70. Resultat: Das Waschmittel kostet inzwischen pro Waschgang 13 Prozent mehr. In den «Preisbeispielen» stand davon nie etwas.
Pampers: Seit diesem Frühling enthalten die Windelpackungen rund 10 Prozent weniger Windeln. Doch den Preis haben Coop und Migros nur um rund 5 Prozent gesenkt. Das heisst: Pro Windel zahlt man 5 Prozent mehr. Weder in den «Preisbeispielen» noch im «Preisbarometer» war davon je etwas zu lesen.

Die Migros sagt, dass solche Preiserhöhungen «ohne ergänzende Erklärungen nur schwer nachzuvollziehen» wären. Deshalb sei das «Preisbarometer» dafür nicht geeignet. Aber an anderer Stelle berichte das «Migros-Magazin» sehr wohl über solche Fälle. Was auch nicht ganz stimmt. Über die Pampers-Preiserhöhung stand im «Migros-Magazin» kein Wort. Die Migros: «Weil diese Diskussion schon in der Presse geführt worden war.»

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