Das Haus der Zukunft wächst im Wald
Vor 50 Jahren revolutionierte das Typenhaus aus Backstein und Beton die Immobilienbranche. Heute sind vorgefertigte Häuser im Trend - hoch im Kurs steht der Baustoff Holz.
Inhalt
Haus & Garten 4/2006
27.09.2006
OTTO HOSTETTLER
Das Haus heisst Penta und wurde kopiert und kopiert. Rund 2000 Bauherren in der Schweiz haben sich für das erfolgreichste Fertighaus der Firma Haus+Herd entschieden. Seit das Unternehmen Mitte der Fünzigerjahre mit dem Verkauf von Typenhäusern begann, sah man die Standardhäuser landauf, landab. Bis heute baute Haus+Herd in der Schweiz rund 10 000 Häuser.
Das Erfolgsrezept der Fertighausanbieter: Wer sich für ein Haus interessiert, wählt zuerst im Katalog nach seinem Geschma...
Das Haus heisst Penta und wurde kopiert und kopiert. Rund 2000 Bauherren in der Schweiz haben sich für das erfolgreichste Fertighaus der Firma Haus+Herd entschieden. Seit das Unternehmen Mitte der Fünzigerjahre mit dem Verkauf von Typenhäusern begann, sah man die Standardhäuser landauf, landab. Bis heute baute Haus+Herd in der Schweiz rund 10 000 Häuser.
Das Erfolgsrezept der Fertighausanbieter: Wer sich für ein Haus interessiert, wählt zuerst im Katalog nach seinem Geschmack einen Haustyp und besichtigt das Gebäude danach irgendwo in natura. Gebaut werden diese Typenhäuser bis heute vorwiegend mit Backsteinen und Beton, meist mit ortsansässigen Unternehmen. Eine Unsicherheit bleibt: Wenn das Wetter nicht mitspielt, verzögert sich nicht selten der Bau, oftmals verteuert dies auch die Gesamtkosten.
Das Haus aus der Werkhalle ist im Nu bezugsbereit
Seit einigen Jahren gibt der Baustoff Holz der Immobilienbranche neue Impulse. Dank der technologischen Entwicklung in der Holzverarbeitung sind Holzhäuser heute geradezu prädestiniert für den vorgefertigten Systembau (auch Konzepthaus, Serienhaus oder Modulhaus genannt). Oft werden sie nicht als identische Häuser wahrgenommen, weil verschiedene Fassadenmaterialien oder Dachformen verwendet werden, die den Häusern einen individuellen Charakter verleihen.
In der Werkhalle werden Elemente oder ganze Hausteile vorgefertigt, vormontiert und teils sogar gebäudetechnisch vorinstalliert. Auf dem Grundstück müssen die vorfabrizierten Teile nur noch auf dem Betonfundament oder dem vorgängig erstellten Keller zusammengefügt werden. Innerhalb von einem oder zwei Tagen erfolgt die Endmontage. Weil der Hausbau weitgehend wetterunabhängig ist, wird nicht nur die Bauzeit zuverlässig eingehalten. Auch die Qualität profitiert von der Produktion in der Werkhalle.
Die Vorzüge des Holzes als Baustoff zeigen sich inzwischen auch in Zahlen: Von den rund 12 000 Einfamilienhäusern, die in der Schweiz jedes Jahr gebaut werden, ist bereits jedes fünfte ein Holzhaus, das in der Werkhalle vorfabriziert wurde. Noch vor 15 Jahren war es nur gerade ein Zehntel davon.
High-Tech-Gebäude mit innovativer Architektur
Die Branche rechnet damit, dass der Anteil an Holzhäusern im Wohnbau in den nächsten Jahren von 20 auf 30 Prozent steigen wird. In Österreich wird bereits heute jedes dritte Wohnhaus vorgefertigt. Kein Wunder, versuchen nun auch deutsche und österreichische Grossfirmen wie Huf, Baufritz und ELK in der Schweiz Fuss zu fassen.
Verströmte ein Holzhaus vor 20 Jahren noch ein rustikales Ambiente, ist es heute oft ein High-Tech-Gebäude mit innovativer Architektur. Die Bauten der führenden Holzbauunternehmen in der Schweiz erfüllen meist die strengen Normen von Niedrigenergie-Häusern (Minergie-Standard) oder erreichen sogar den Status eines Passivenergie-Hauses (auch Minergie-P-Haus oder Nullenergie-Haus genannt). Passivenergie-Häuser benötigen etwa zehnmal weniger Energie als konventionelle Bauten. Solche Gebäude basieren auf einer einwandfreien Wärmedämmung und einem Belüftungssystem, das die Wärme ins Haus zurückführt.
Mehrinvestitionen machen sich bezahlt
«Dank der aktuellen Energiediskussion haben wir volle Auftragsbücher», sagt Martin Jordi, Projektleiter Holzbau beim Schweizer Marktführer Renggli AG. In der Werkhalle der Luzerner Holzbaufirma werden jedes Jahr rund 100 Konzepthäuser produziert. Dabei auf einen hohen Energiestandard zu setzen, lohnt sich: Die Mehrinvestitionen für ein Niedrigenergie-Haus betragen zwischen 5 und 10 Prozent. Doch bei den Energiekosten lassen sich bis zu 80 Prozent sparen.
Weitere Informationen
- Schweizerischer Verband für geprüfte Qualitätshäuser: www.vgq.ch
- Architos, Ideenpool innovativer Architekten/Experten: www.architos.ch
- Holzwirtschaft Schweiz: www.lignum.ch
- Informationsplattform Minergie: www.minergie.ch
Typenhaus: Das Sollten Bauherren wissen
Wer sich für ein Typenhaus interessiert, sollte auf folgende Punkte achten:
- Besichtigen Sie Referenzbauten der Firma.
- Faustregel: Je mehr Häuser eine Firma gebaut hat, desto grösser die Wahrscheinlichkeit für gute Qualität.
- Wohnfläche: Fragen Sie, nach welchen Normflächen die Anbieter rechnen.
- Verträge mit Anbietern von Typenhäusern sollten die SIA-Norm 118 enthalten (bessere Garantieleistungen als das Obligationenrecht).
- Wärmedämmung: Vergleichen Sie die Dämmwerte. Günstige Typen erfüllen meist nur den gesetzlichen Standard, besser isolierte Bauten sind teurer, sparen aber Heizkosten.
- Qualitätshäuser tragen entsprechende Labels (Minergie, Minergie-P, VGQ).
- Lassen Sie sich nicht von einem günstigen «Basispreis» oder «Discountpreis» blenden; Detailauflistungen sind ein Muss.
- Änderungswünsche verteuern das Haus. «Fixpreise» werden oft nur in einem bestimmten Zeitraum gewährt.