Der französische Anthro­pologe Marc Augé träumt von autofreien Städten. Wer es wage, das Fahrrad zu be­nutzen, mache ganz neue Erfahrungen. «Die neuen Flaneure stellen ganz verwundert fest, dass die Stadt dazu da ist, angeschaut zu werden.» So poetisch und dennoch mit wachem Blick für die Realität hat noch niemand über das Velo als Fortbewegungsmittel geschrieben. Augé weiss, dass die Eroberung der Strasse auf zwei Rädern einer Utopie gleichkommt. 

Velofahrer finden sich plötzlich in der Rolle von Freiheitskämpfern. «Der erste Tritt in die Pedale ist der Beginn einer neuen Autonomie. Innerhalb weniger Sekunden befreit sich der begrenzte Horizont und die Landschaft gerät in Bewegung.» Einfach schön, inklusive 12 feiner Schwarzweisszeichnungen des deutschen Illustrators Philip Waechter.   

Marc Augé, «Lob des Fahrrads», C.H. Beck 2016, 104 Seiten, ca. Fr. 21.–