Die Enthüllungen um die Massenschnüffeleien des amerikanischen Geheimdienstes NSA, die Kritik an Google oder Facebook machen es deutlich: Die Zeiten des WWW als digitale Spielwiese sind vorbei. Das Internet hat sich zur weltumspannenden Macht entwickelt – genutzt von fast allen, gesteuert von wenigen. Die Konsequenzen sind fatal. Das erklärt Jaron Lanier, der exzentrische amerikanische Computerwissenschafter.

Die digitale Revolution habe zu einem wirtschaftlichen Strukturwandel geführt, der den Mittelstand am härtesten treffe, weil das Internet zur gigantischen Jobvernichtungsmaschine geworden sei. Lanier zeigt das am Beispiel von Kodak: Das Unternehmen, früher Hersteller von fotografischen Ausrüstungen, beschäftigte bis 140 000 Mitarbeiter und war 28 Milliarden Dollar wert. Dann erfand Kodak die digitale Fotografie, die sich heute auf die Internetplattform Instagram beschränkt. Sie beschäftigte 2013 noch 13 Mitarbeiter, als sie für 1 Milliarde Dollar an Facebook verkauft wurde. 

«Wem gehört die Zukunft?» Laniers Antwort ist ausführliche 480 Seiten lang und lautet: Nicht den Internetnutzern, sondern den digitalen Grosskonzernen. Google, Amazon und Co. sammeln die Daten sämtlicher digital vernetzter Menschen und schlagen daraus Profit. Dafür sollten sie ihre Datenlieferanten entschädigen, fordert Lanier. 

Das ist ein utopischer Wunsch. Dennoch: Das Buch lohnt sich zu lesen. Lanier zeigt sehr genau, warum die Gesellschaft ohne Internet nicht mehr funktioniert. 

Jaron Lanier, «Wem gehört die Zukunft», Hoffmann und Campe, ca. Fr. 43.–