Autobesitzer müssen ­ihren Wagen regelmässig vorführen. Pharmafirmen, die ein neues Medikament auf den Markt bringen, durchlaufen ein staatliches Bewilligungsverfahren. Banken hingegen können neue Finanzprodukte «frei von jeder Regulierung» verkau­fen, wann immer und so oft sie möchten. Weder national noch international unterstehen sie einer Finanzaufsicht mit Biss. 

Ein Musterbeispiel für dieses Aufsichtsversagen ist für den österreichischen Globalisierungskritiker und Autor Christian Felber die europäische Bankenunion. Das Ziel zu Beginn im Juni 2012: Nie wieder sollten marode Banken ganze Staaten in die Pleite treiben können und Steuerzahler für deren Fehler zur Kasse gebeten werden. 

Herausgekommen ist ein müder Kompromiss: Die Banken zahlen über die nächsten acht Jahre 55 Milliarden Euro in einen Fonds. Damit sollen künftige Risiken gedeckt sein. Ein lachhafter Betrag – verglichen mit den 4 Billionen Euro, die Europas Staaten den Banken nach der Krise ab 2008 an Garantien gewährten. 

Felber klagt nicht nur an. Er entwirft eine alternative Geldordnung. Nicht Staaten und supranationale Gebilde wie EU oder IWF sollen die Spielregeln der Finanzplätze gestalten, sondern die betroffenen Bürger. Das ist keine Utopie, sondern Realität. In Holland, Deutschland und in der Schweiz (mit der Alternativen Bank Schweiz) gibt es «Ethikbanken, die dem Gemeinwohl dienen, anstatt Gewinne zu maximieren». Für Felber ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Ein Buch, das verständlich und frei von Fachjargon Wege gegen die «Finanzdiktatur» aufzeigt.

Christian Felber, «Geld. Die neuen Spielregeln», Deuticke Verlag, ca. Fr. 30.–