Eine Kalorie ist eine ­Kalorie. Und zu viele Kalorien machen dick. «Falsch», sagt der deutsche Lebensmittelexperte und Autor Hans-Ulrich Grimm. Anhand neuer Studien zeigt er auf, dass das bisherige ­Kaloriendenken falsch sei. Wichtig sei nicht in erster Linie, wie viele Kalorien ein Lebensmittel hat, sondern woher diese stammen.

Fettarme Milch beispielsweise hat 454 Kalorien pro Liter, normales Coca-Cola  430 Kalorien. Dennoch nimmt der Fettgehalt in der Leber durch Milch ab und durch Coca-Cola zu. «Der Körper ist kein Ofen, in dem es nur um den Heizwert geht», schreibt Grimm. Die Nahrung sende Signale aus und könne völlig unterschiedlich auf den Körper wirken. 

Böse Geschmacks­verstärker und Zusätze

Hauptschuldig am grassierenden Übergewicht in der westlichen Welt ist laut Grimm die Lebensmittel­industrie. Mit Zucker und Geschmacksverstärkern in Fertiggerichten, künstlichen Aromen und Süssstoffen in Joghurts erhalte der Körper falsche Signale. Sie könnten zu Übergewicht führen. 

Auch Vitamine, die der ­industriellen Nahrung zu­gesetzt werden, trügen zur Fettleibigkeit bei: Vermeintlich gesunde Vitaminzusätze würden dafür sorgen, dass der Zucker im Blut statt in die Zellen transportiert vermehrt in Fett umgewandelt wird. Kunststoff aus den Verpackungen und Pestizidrückstände stehen laut Hans-Ulrich Grimm ebenfalls im Verdacht, heimliche Dick­macher zu sein. 

Der Autor schweift teil­weise stark vom Kernthema ab – etwa bei seinen Ausführungen zum Doping im Sport oder zum Sprach­erwerb von Kleinkindern – und wiederholt sich in einigen Passagen. Dennoch ist das Buch einfach und verständlich geschrieben – und motiviert auch normal­gewichtige Personen, wieder «richtiges Essen zu essen».

Hans-Ulrich Grimm, «Die Kalorienlüge», Knaur, Fr. 13.50