Seine neue Firma wollte Jeff Bezos zuerst Re­lentless.com nennen, auf Deutsch Gnadenlos.com. Er entschied sich dann für Amazon, da der Amazonas der grösste Fluss der Erde ist. Der US-Autor Brad Stone erzählt diese erhellende Episode in seinem neuen Buch über den 50-jährigen Amazon-Gründer, für das er 300 Personen interviewte.

Schon in der Schule fiel Jeff durch überragende analytische Fähigkeiten auf. 1994 startete er in seiner Garage einen Internet-Buchversand. Im Jahr 2012 machte Amazon mit 90 000 Mitarbeitern bereits 61 Milliarden Dollar Umsatz. 

Bezos trimmte die Firma von Anfang an auf Kundenorientierung und Sparsamkeit. Stone schreibt, dass der Chef auch heute noch jedes technische Detail im Online-Handel begreift und Kundenbeschwerden liest, die ihn über jeff@amazon.com erreichen. Und dass es ihm an Einfühlungsvermögen fehlt. Er könne Untergebene abkanzeln mit Sätzen wie: Sind Sie faul oder inkompetent? Oder: Warum stehlen Sie mir meine Lebenszeit?

Stone verschweigt auch nicht die rüden Methoden, die Amazon gross machten. Der Konzern drückte Rivalen mit Tiefstpreisen an die Wand oder versprach Lieferanten Mindestpreise, um sie hinterrücks zu unterbieten.

Aber es gibt auch den verrückten Jeff, der seine Kinder im Honda-Van zur Schule bringt, der die «Washington Post» kauft oder eine Rakete für Weltraumreisen bauen lässt.

Der Leser läuft gelegentlich Gefahr, sich im Gestrüpp der Namen und Details zu verheddern. Dennoch gelingt dem Autor ein hochspannendes Unternehmerporträt.

Brad Stone, «Der Allesverkäufer», Campus, ca. Fr. 34.–