K-Tipp-Leser Ivan Rieger (Name geändert) wollte kürzlich am Automaten ein Billett von Lausanne nach Zug und zurück lösen. Der Automat schlug ihm den Weg via Zürich vor. Rieger wurde stutzig. Denn über Luzern braucht der Zug eine Minute weniger lang und vor allem: Das Retourbillett 2. Klasse ohne Halbtax kostet 26 Franken weniger.
Rieger drückte daher «Anderen Reiseweg wählen» und zwang den Automaten, ein Billett via Luzern auszuspucken. Er kritisiert: «Mich stört, dass die Automaten nur den teureren Reiseweg vorschlagen.»
Seit über 50 Jahren betreiben die SBB schon Billettautomaten. Und seit 20 Jahren Touch-Screens und den Internet-Fahrplan. Aber die Kinderkrankheiten sind noch immer nicht ausgemerzt.
Automat schlägt unsinnige Wege vor
Drei Beispiele:
Basel–Moutier BE. Die Fahrt dauert 48 Minuten. Das Retourbillett kostet Fr. 39.80. Doch der Internet-Fahrplan schlägt neben der logischen Verbindung auch die Fahrt über Olten und Biel mit zweimaligem Umsteigen vor. Die Fahrt dauert doppelt so lang. Und sie kostet 84 Franken.
Zürich–Locarno TI: Logisch wäre die direkte Fahrt mit Umsteigen in Bellinzona. Doch der Fahrplan gibt auch Verbindungen mit zusätzlichem Umsteigen in Wädenswil ZH, Biberbrugg SZ und Arth-Goldau SZ an. Die Fahrt dauert eine Stunde länger und kostet 8 Franken mehr.
Bern–Aigle VD: Vernünftig wäre die Fahrt über Lausanne. Der Fahrplan schlägt aber auch die Fahrt durch den Lötschberg vor. Sie dauert rund eine Viertelstunde länger und kostet 62 Franken mehr.
Die SBB sehen bei diesen drei Beispielen kein Problem. Es gebe Leute, die «gerne alternative Reisewege benutzen», und die Bahn fragt: «Sollen wir diesen Kunden die Vielfalt des Streckennetzes vorenthalten?»
Immerhin: Für die eingangs erwähnte Fahrt von Lausanne nach Zug geloben die SBB nun Besserung. Ab Mitte Jahr sollen die Automaten auch den Weg über Luzern vorschlagen.
Sprechender Internet-Fahrplan: Unverständlich
Den Online-Fahrplan auf www.sbb.ch kann man sich auch vorlesen lassen. Das geht so:
Verbindung suchen
- «Alle Details anzeigen» wählen
- «Vorlesen» drücken
- Die Qualität ist so jämmerlich, dass es fast lustig ist.
Zum Beispiel von St-Cergue nach Nyon in der Waadt: Die Sprecherin spricht völlig unverständlich von «Ess Tee Zergü» und «Nein». Auch mit Ortschaften in der Deutschschweiz hat die Sprecherin ihre liebe Mühe. Das Problem ist den SBB seit Jahren bekannt. Doch sei, so die SBB, «keine technisch bessere Lösung verfügbar».