Bei Chandra Kurt ist jeder Wein sein Geld wert
Der «Weinseller» von Chandra Kurt ist beliebt. Doch die Lektüre kann man sich schenken. Kurt schreibt immer das Gleiche.
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saldo 15/2006
27.09.2006
Franco Tonozzi
Jedes Jahr degustiert die Journalistin Chandra Kurt Weine, die von sieben Grossverteilern ausgelesen und ihr zum Probieren zur Verfügung gestellt werden. Nicht dabei ist Coop. Dann packt sie ihre Erkenntnisse in den bekannten «Weinseller». «Ziel (des Buches) ist es, im grossen Weinangebot eine Einkaufshilfe zu sein», erklärt die Autorin. Nötig ist diese Hilfe nicht. Denn Kurts Botschaft lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Ganz egal, wo welcher Wein gekauft wird, jeder ist sein Geld ...
Jedes Jahr degustiert die Journalistin Chandra Kurt Weine, die von sieben Grossverteilern ausgelesen und ihr zum Probieren zur Verfügung gestellt werden. Nicht dabei ist Coop. Dann packt sie ihre Erkenntnisse in den bekannten «Weinseller». «Ziel (des Buches) ist es, im grossen Weinangebot eine Einkaufshilfe zu sein», erklärt die Autorin. Nötig ist diese Hilfe nicht. Denn Kurts Botschaft lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Ganz egal, wo welcher Wein gekauft wird, jeder ist sein Geld wert.
Das freut die Leser - und die Grossverteiler. Für sie findet die Weinexpertin nur lobende Worte. Allerdings immer die gleichen: Carrefour etwa entdecke jährlich neue Weine, «die ein besonders attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen». Globus sei es wichtig, «dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt». Und bei Denner werde das «optimale Preis-Leistungs-Verhältnis grossgeschrieben».
So viel Beifall wirkt etwas langweilig. Deshalb bemüht sich Kurt um Variationen des Themas. Bei Manor stünden «optimale Qualität und faire Preise» an erster Stelle. Während Spar Wein «in guter Qualität zu attraktiven Preisen» anbiete.
Auch Weine aus dem Volg sind ihren Preis wert
Nur bei Volg verkneift sich Kurt jede Bemerkung zum Preis-Leistungs-Verhältnis der Weine. saldo fragte bei Volg-Mediensprecher Reinhard Wolfensberger nach und kann alle Kunden beruhigen: «Natürlich hat auch Volg beim Wein ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis.»
Beim Werd-Verlag, wo «das Kultbuch der Weinszene» erscheint, reagiert man konsterniert auf die Frage von saldo, weshalb bei allen Läden das Gleiche stehe. «Das ist uns nicht aufgefallen. Danke für den Hinweis», sagt Veronika Hagen, für Marketing und Vertrieb verantwortlich. Anfang Oktober erscheint der neue «Weinseller».
Ob die Texte angepasst werden, weiss nicht einmal die Autorin selbst. Sie hält aber fest: «Die Bedeutung des Wortes Preis-Leistung erschliesst sich dem Leser beim Lesen der einzelnen Weinbeschriebe. Ein sortentypischer Amarone für weniger als 30 Franken hat ein ebenso gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wie ein gut gemachter kalifornischer Chardonnay unter 15 Franken». Der «Weinseller», sagt Chandra Kurt, sei ein finanziell unabhängiger Einkaufsführer. Die Beiträge seien weder gesponsert noch finanziert: «Mein Entgelt hängt einzig vom Buchverkauf ab.»