Wer ein Occasionsauto kaufen will, möchte nicht nur den Preis, sondern auch den Zustand und die Schwachstellen kennen. Doch solche Informationen über die verschiedenen Automodelle gibt es in der Schweiz kaum: Die Strassenverkehrsämter veröffentlichen keine Statistiken über Mängel, die sie bei den Fahrzeugprüfungen entdeckt haben.
Anders die Situation in Deutschland: Dort wertet der Technische Überwachungsverein (TÜV) Jahr für Jahr die Resultate der technischen Fahrzeugkontrollen aus. Die Daten im neuesten Bericht stammen von knapp neun Millionen Autos, die zwischen Juli 2015 und Juli 2016 vorgeführt wurden.
Am häufigsten ist das Licht defekt
Die Autos halten erfreulicherweise immer länger – und werden immer sicherer. Frühere Probleme wie zum Beispiel Rost sind nur noch selten ein Thema. Am häufigsten stellten die Prüfer Defekte an der Beleuchtung fest. Auch Ölverluste bei Motor, Bremsen, Achsfedern und Dämpfung rangieren oben auf der Liste.
Der TÜV-Bericht gruppierte die geprüften Fahrzeuge in fünf Altersklassen und rangierte sie in jeder Klasse aufgrund der erheblichen Mängel. Auf den letzten zehn Rängen der fünf Altersgruppen sind Modelle folgender Hersteller zu finden: Chevrolet, Renault, Fiat, Dacia, Volkswagen, Ford, Kia, Alfa Romeo, Citroën und Hyundai.
Tipps zum Kauf einer guten Occasion
TCS-Experte Pascal Berchtold sagt, wie man beim Kauf eines Gebrauchtwagens böse Überraschungen vermeidet:
Bei der Besichtigung sollte das Auto an der Sonne oder an einem hellen Ort stehen und frisch gewaschen, aber nicht nass sein. So kann man Kratzer oder feine Unebenheiten besser erkennen.
Die Probefahrt sollte mindestens 30 Minuten dauern und sowohl innerorts als auch ausserorts und auf der Autobahn stattfinden. Der Motor muss einwandfrei starten und im Leerlauf ruhig und regelmässig laufen.
Während der Fahrt sollte man auf ungewöhnliche Geräusche und Gerüche achten. Die Schaltung muss problemlos funktionieren, der Motor in allen Gängen gut «durchziehen». Lenkrad kurzzeitig leicht in den Händen halten und prüfen, ob das Fahrzeug bei Lastwechsel (Gasgeben oder Bremsen) in der Spur bleibt.
Die Bremsen kann man auf der Probefahrt nur grob beurteilen. Auf ebener Strasse gilt: Das Auto darf beim Bremsen nicht aus der Spur geraten, das Pedal nicht pulsieren und der Pedaldruck nicht variieren. Macht man auf rutschiger Strasse eine Vollbremsung, schaltet sich normalerweise das Antiblockiersystem ein. Das bemerkt man am vibrierenden Bremspedal.
Alle Dokumente sollten geprüft werden. Liegen neben der Betriebsanleitung fürs Auto auch Anleitungen für Zubehör wie Navi vor?
Der Fahrzeugausweis ist obligatorisch. Allfällige technische Änderungen müssen darin eingetragen sein. Ergänzend braucht es bei direkt importierten Fahrzeugen auch das sogenannte Certificate of Confirmity (COC). Bei Autos, die nicht mindestens den Abgasvorschriften Euro 03 (Benziner) und Euro 04 (Diesel) entsprechen, ist zudem ein Abgaswartungsdokument mitzuführen.
Pflicht ist ferner das Serviceheft mit den einzelnen Wartungsnachweisen.
Man sollt darauf achten, dass der Kilometerstand auf dem Tacho in etwa mit dem im Serviceheft eingetragenen übereinstimmt.
Weitere Infos zum Occasionskauf: www.tcs.ch } Auto & Zweirad } Auto kaufen, verkaufen } Tipps zum Autokauf.
2 und 3 Jahre alt
Geländewagen aus koreanischer Produktion schnitten hier am schlechtesten ab – konkret die Kia-Modelle Sportage und Sorento. Besonders oft gab es Ärger mit der Beleuchtung, der Handbremse und den Dieselmotoren.
Immerhin: Kia gibt sieben Jahre Garantie.
Alle Resultate des aktuellen TÜV-Berichts: www.tuev-sued.de/auto-fahrzeuge/tools-services/tuev-report
4 und 5 Jahre alt
Fast jeder vierte Logan der rumänischen Renault-Tochter Dacia fällt bei der zweiten TÜV-Fahrzeugkontrolle durch. Oft sind Bremsscheiben rostig, was die Bremswirkung verschlechtert. Probleme bereiten auch Radaufhängung und Lenkung.
Fazit der Prüfer: Als Neuwagen sei der Logan ein Schnäppchen, bei Occasionen müsse man aber mit teuren Reparaturen rechnen.
6 und 7 Jahre alt
Der Daewoo Matiz – er wurde auch unter der Marke Chevrolet verkauft – ist ein Kleinwagen, der in diesem Alter grössere Probleme bereitet: «Desaströs die viel zu oft mangelnde Bremswirkung», urteilen die Prüfer schonungslos. Daneben nervt der Ölverlust, und der Auspuff rostet stark. Die Prüfer entdeckten auch viele verklebte Scheibenwischerantriebe.
Die Bilanz: Fast jeder dritte vorgeführte Matiz hatte erhebliche Mängel.
8 und 9 Jahre alt
Der Renault Laguna II hat laut TÜV in diesem Alter sein Ablaufdatum erreicht. Die Liste der Mängel beim Fahrwerk ist lang: Achsenaufhängung, Lenkung, Stossdämpfer und Gummimanschetten weisen kritische Werte auf. Auch die Bremsen verschleissen im Eiltempo.
Occasionskäufer sollten sich auf aufwendige Reparaturen gefasst machen.
10 und 11 Jahre alt
Das Schlusslicht bildet der Mercedes-SUV M-Klasse. Die Prüfer bescheinigen der in den USA gebauten ersten Serie «miese Qualität». Entsprechend lang ist die Mängelliste: Bremsleitungen rosten, Fahrwerk und Lenkung sind oft verschlissen, und Öl läuft aus.
Allerdings: Mercedes hat offenbar aus früheren Fehlern gelernt. Das zeigen die Sieger der ersten beiden Altersklassen: Mercedes GLK und SLK schnitten dort am besten ab.