Wer mit dem Zug zwischen Zürich und Mailand unterwegs ist, hat es mit grosser Wahrschein- lichkeit schon erlebt: Vor Chiasso kommt plötzlich eine Lautsprecherdurchsage. Der Zug sei derart verspätet, dass er nicht bis Mailand fahren könne, sondern von Chiasso aus gleich nach Zürich zurückfahren müsse. Reisende, die nach Mailand fahren möchten, müssten in einen anderen Zug umsteigen. Richtung Norden passiert dasselbe in Arth-Goldau.

Grund: Die Pendolino-Kompositionen der ersten Generation sind pannenanfällig und deshalb häufig verspätet. Und manchmal kommen sogar Züge ohne Neigetechnik zum Einsatz, weshalb in den Kurven langsamer als üblich gefahren werden muss. Auch das führt zu Verspätungen.

Damit soll jetzt Schluss sein. Die SBB und Tren­italia haben eine Lösung gefunden – wenn auch eine eigenwillige: Sie haben die fahrplanmässige Fahrzeit Mitte Juni um 22 Minuten verlängert. Statt 3:41 Stunden dauert die Fahrt neu 4:03 Stunden.

Laut SBB-Sprecher Christian Ginsig konnten «wegen der zahlreichen Verspätungen die Anschlüsse in Mailand nicht gehalten werden». Aus diesem Grund haben die Bahnunternehmen eine weitere Reserve eingebaut, dies in Form längerer Umsteigezeiten in Mailand.

Mit gravierenden Folgen: Der K-Tipp hat berechnet, wie lange die Fahrten nach Rom und Turin vor Mitte Juni dauerten und wie lange sie seit Mitte Juni dauern. Und zwar unter der Annahme, dass der Passagier morgens nach 7 Uhr in Zürich losfahren möchte:

  • Rom: Vorher dauerte die Fahrt 6:46 Stunden. Neu sind es 37 Minuten mehr.
  • Turin: Vorher brauchte man 4:56 Stunden. Neu sind es 1:17 Stunden mehr.

Christian Ginsig bestätigt: «Die Reisezeiten sind länger. Dafür können sich unsere Kunden darauf ­verlassen, dass sie auch ­eingehalten werden.»

Wortreich versuchten die SBB zu verschleiern, dass die neuen Verbin­dungen schlechter sind: «Verbesserungen im Nord-Süd-Verkehr», hiess es etwa. «Die Züge kommen pünktlicher an.» Und: «In Mailand haben Sie 15 Minuten mehr Zeit.» Kein Wort davon, dass die Fahrt länger dauert.