Verschiedene Medien berichteten im September über die Studie «Monitor Ernährung und Bewegung». Sie basiert auf einer Umfrage des Forschungsinstituts Gfs.bern: Seit 2014 befragt das Institut Jahr für Jahr Schweizer Stimmberechtigte zu Ernährungsthemen und zum Zuckerkonsum. Die Resultate werden im erwähnten «Monitor» veröffentlicht.
Auftraggeber der Umfrage ist die «Informationsgruppe Erfrischungsgetränke», eine Organisation beim Verband Schweizerische Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten. Im Vorstand dieser Gruppe sind alle grossen Unternehmen vertreten: Coca-Cola, Red Bull, Rivella, Ramseier (Sinalco) und Danone (Evian und Volvic).
Mehrere Resultate der Umfrage verschwiegen
Die «Informationsgruppe» gab zur jüngsten Umfrage eine Mitteilung heraus, auf die sich viele Medien für ihre Berichterstattung stützten. Die Gruppe hob in der Mitteilung zwei Punkte hervor: Konsumenten in der Schweiz wünschten in Sachen Gesundheit «Eigenverantwortung und Aufklärung statt Restriktionen». Und 70 Prozent würden eine Zuckersteuer ablehnen.
Entsprechend lauteten die Presseschlagzeilen. «Sinkende Zustimmung zur Zuckersteuer», titelte die «Solothurner Zeitung». Und beim Portal Nau.ch hiess es: «Schweizer wollen bei Ernährung Aufklärung statt Verbote.»
Doch wer die Studie genau liest, stellt fest, dass die Getränkehersteller einige Ergebnisse der Umfrage nur am Rand erwähnten oder ganz verschwiegen. Beispiele:
- 96 Prozent der Befragten finden, Süssgetränke sollten weniger Zucker enthalten.
- 58 Prozent sagen, die bisher freiwilligen Massnahmen der Industrie zur Reduktion von Zucker in ihren Produkten würden nicht ausreichen.
- Eine Mehrheit der Befragten befürwortet ein Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet.
- 80 Prozent der Befragten unterstützen eine Bewertungsskala für Lebensmittel wie etwa den Nutri-Score. Dieses Ampelsystem gibt Auskunft über den Nährwertgehalt eines Produkts.
Es erstaunt nicht, dass die Getränkeindustrie die Ablehnung einer Zuckersteuer hervorhebt und andere Ergebnisse der Studie unerwähnt lässt. Sie widersetzte sich in der Vergangenheit erfolgreich den Bemühungen des Bundes, den Zuckergehalt in Süssgetränken deutlich zu reduzieren («Saldo» 1/2024).
Die Branche verpflichtete sich nur dazu, den Zuckergehalt bis Ende 2024 um 10 Prozent zu senken. Wird das Ziel nicht erreicht, gibt es keine Sanktionen. Von Werbeverboten bei ungesunden Lebensmitteln für Kinder wollen die Hersteller nichts wissen: Coca-Cola zum Beispiel lehnte im April ein solches Verbot ab.
Danone, Rivella und Ramseier schreiben dem K-Tipp, sie hätten sich freiwillig dazu verpflichtet, Werbung für ihre Getränke nicht explizit an Kinder zu richten. Coca-Cola hat sich ebenfalls dazu verpflichtet.