Naturfaserteppiche werden aus natürlichen Materialien hergestellt. Pflanzliche Fasern stammen aus Stängeln, Stämmen oder der Rinde einer Pflanze. Zu den für Teppiche verwendeten Pflanzenfasern zählen einerseits Materialien wie Leinen, Baumwolle, Flachs und Jute, andererseits zum Beispiel Sisal, Bambus, Seegras und Kokos. Tierische Naturfasern sind etwa die häufig verwendete Schafwolle, Seide, aber auch Ziegen- und Kamelhaar.
Atmungsaktiv, antistatisch und angenehm warm
Teppiche aus natürlichen Rohstoffen zeichnen sich unter anderem durch ihre erdigen Farbtöne aus. Wer es lieber bunt und gemustert mag, für den gibt es künstlich eingefärbte Naturteppiche.
Doch unabhängig vom Dekor: Mit einem Teppich aus Schafwolle oder Ziegenhaar, aus Jute, Seegras oder Baumwolle wirkt der Boden stets warm. Und da die natürlichen Fasern Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben, wirken sie sich positiv auf das Raumklima aus. Auch dämmen Naturfaserteppiche den Trittschall relativ gut, daher eignen sie sich besonders gut fürs Schlafzimmer. Weitere Pluspunkte: Sie sind atmungsaktiv, antistatisch und schwer entflammbar.
Ausserdem sind sie schmutzabweisend und bedürfen daher in der Regel keiner zusätzlichen Behandlung. Eine Versiegelung mit Imprägnierspray wäre gar kontraproduktiv, da das Gewebe dann seine Fähigkeit verliert, Feuchtigkeit mit der Raumluft auszutauschen.
Nachteile: Sie verändern im Zuge dieses Prozesses ihre Grösse, was vor allem im Sommer unter Umständen zu unschöner Wellenbildung führen kann.
Allergiker: Teppich auf Schadstoffe prüfen lassen
Im Gegensatz zu Kunststoffteppichen, die nicht selten mit Weichmachern und Flammschutzmitteln behandelt und belastet sind, werden Naturfaserteppiche in der Regel ohne den Einsatz von Chemikalien hergestellt. Nur: Da Materialien wie Kokos und Sisal nicht in Europa wachsen und verarbeitet werden, werden sie meist per Seeweg nach Europa verschifft. Häufig werden sie vorher gegen Fäulnis und Schädlinge behandelt. Auch sind Wollteppiche nicht selten vorbeugend gegen Mottenfrass imprägniert.
Deshalb gilt sowohl für Naturfaser- wie für Kunststoffteppiche: Speziell Allergiker sollten sich in jedem Fall bezüglich Schadstoffprüfung beim Teppichhändler erkundigen.
Zudem sollte man darauf achten, dass der Teppich keinen Rücken aus PVC hat. Dies wegen möglicher Ausdünstungen – aber auch damit der Teppich später komplett biologisch abgebaut werden kann.
Ab rund 70 Franken pro Quadratmeter
Die Preise von Naturfaserteppichen schwanken stark und hängen von Material und Verarbeitung ab. Für Teppichböden in gängigen Materialien, wie Sisal, Kokos und Wolle, muss man mit Quadratmeterpreisen ab 70 bis 100 Franken rechnen. In Internetshops findet man zum Teil noch tiefere Preise. Häufig werden auch Mischgewebe eingesetzt.
Ungefähre Quadratmeterpreise im Fachhandel für Teppiche aus Naturfasern :
- Sisal: ab Fr. 100.–
- Kokos: ab Fr. 100.–
- Wolle: ab Fr. 80.–
- Ziegenhaar: ab Fr. 70.–
- Ziege 80 %/Wolle 20 %: Fr. 80.–
- Kaschmir/Ziege (beste Qualität): ab Fr. 2000.–
Beispiele für Naturfaserteppiche
- Teppich «Persisk Gabbeh L», 100 % Wolle, handgeknüpft (Fr. 699.–, 175 x 110 cm; Ikea)
- Teppich «Lohals», 100 % Jute (Fr. 99.95, 160 x 230 cm; Fr. 149.–, 200 x 300 cm; Ikea)
- Teppich «Shila», 90 % Tussahseide (Wildseide), 10 % Baumwolle (Fr. 224.50, 200 x 140 cm; Interio)
- Teppich «Waikiki»,100 % Kokos (Fr. 499.–, 300 x 200 cm; Interio). Geeignet für Innen- und geschützten Aussenbereich
- Teppich «Borro Patch», 100 % Leinen, Patchwork (Fr. 249.50, 240 x 170 cm; Interio)
- Teppich «Walter», 80 % Seegras, 20 % Baumwolle (Fr. 99.90, 120 x 170 cm; Fr. 199.–, 160 x 230 cm; Fr. 349.–, 200 x 300 cm; Micasa)
- Teppich «Tiger Eye», 100 % Sisal (Fr. 499.–, 300 x 200 cm; Interio)
- Teppich «Canamo», Seide/tib. Hochlandwolle (Fr. 3990.–, 230 x 160 cm; Pfister)
- Teppich «Georg», 80 % Wolle, 20 % Baumwolle (Fr. 99.–, 120 x 170 cm; Fr. 199.–, 230 x 160 cm; Micasa)
- Teppichboden «Bastille Sisal», 100 % Sisal (Fr. 39.90/m2; Home-market.ch)
Vor- und Nachteile von Naturmaterialien
Sisal (aus Blatt der Agave)
- Natürliche Farbtönung, kräftige Struktur
- Robust
- Schmutzabweisend
- Gut einzufärben
- Feuchtigkeit kann zu Wellen, Schrumpfungen oder Farbveränderungen führen
Kokos
- Leicht borstige Optik
- Härteste, robusteste Naturfaser
- Wenig feuchtigkeitsempfindlich
- Hält Schmutz gut und gibtihn beim Ausklopfenwieder ab
- Ideal für stark frequentierte Bereiche wie Eingang, Flur, Treppen
Jute
- Natürliche Farbtönung, kräftige Struktur
- Stark schmutzabweisend
- Empfindlich gegenüber Feuchtigkeit
- Nicht für Hautkontakt zu empfehlen, da sehr kratzig
Hanf
- Meist in ungefärbten Naturtönen
- Haltbarste Naturfaser (dreimal so reissfest wie Baumwolle)
- Extrem widerstandsfähig und schmutzabweisend
- Auch in Nassräumen verwendbar
- Antibakterielle Wirkung
- Eher teuer
Leinen/Flachs
- Hochwertiger und widerstandsfähiger als Wolleund Baumwolle
- Fusselt weniger und glänzt schön
- Isoliert keine Wärme und kühlt eher
- Kann auch temporär im Freien benutzt werden
See- und Binsengras
- Glänzt lederartig, erinnert an Korbwaren, eher rau
- Typisch grünbraune Naturtöne
- Verträgt viel Luftfeuchtigkeit, darf aber nicht tropfnass werden
- Relativ strapazierfähig auch gegenüber Abtreten
- Verfärbt sich nicht
- Gut für Bad und Küche
Baumwolle
- Eher günstig
- Nicht sehr haltbar
- Meist kleine Teppiche (Ausnahme: Flickenteppiche)
- Warm und geschmeidig
- Rutscht leicht am Boden
- Leicht färbbar
- Nicht lichtecht
(Schur-)Wolle
- Meist aus Schafwolle, Ziegen- oder Kamelhaar
- Weich und elastisch
- Widerstandsfähig und langlebig
- Wollfaser bis zu 30 Prozent dehnbar
- Druckstellen lassen sich gut entfernen
- Vielzahl von Strukturen, Webarten und Farben
Bambus
- Holzart
- Markante Webart
- Warme Naturtöne
- Trittfest
- Pflegeleicht
Seide
- Häufig bei Orientteppichen
- Zeichnet sich durch Glanz und Reissfestigkeit aus
- Wenig strapazierfähig
- Verschmutzt schnell
- Eher teuer
- Brennprobe zur Bestimmung echter Seide: Florfaden riecht beim Abbrennen nach Horn (wie verbranntes Haar), nicht nach Holz