Der Chef des Branchenverbandes Hotelleriesuisse, Christoph Juen, ahnte Schlimmes, als die Nationalbank das Ende des Euro-­Mindestkurses verkündete: «Die Stärkung des Schweizer Frankens bringt eine massive Verteuerung des Ferienlands Schweiz mit sich und trifft uns im Kern.» Das war Mitte Januar.

Gestützt auf eine eigene Umfrage, doppelte der Verband nach: «Die Hotelbranche blickt der kommenden Sommersaison pessimistisch entgegen.» Von einem «voraussichtlichen Rückgang des Gästevolumens» war die Rede – und von Preisen, die «weiterhin unter Druck geraten». Das war im Mai.

Dann kam der Sommer. Er strafte vieles Lügen, was in den Monaten zuvor prophezeit worden war. Denn von Januar bis Juli 2015 ging die Zahl der Logiernächte in der Schweizer Hotellerie nicht etwa zurück – sie nahm gegenüber der entsprechenden Vorjahres­periode vielmehr leicht zu, konkret um 0,2 Prozent auf 21,1 Millionen. Betrachtet man nur den Ferienmonat Juli, übernachteten dieses Jahr gar 3,7 Prozent mehr Gäste in Schweizer Hotels, wie das Bundesamt für Statistik kürzlich bekannt gab. Für die aus­bleibenden Touristen aus Europa sprangen Gäste von den übrigen Kontinenten und aus dem Inland in die Bresche.

Auch dem vermeintlichen Preisdruck scheinen viele Hoteliers erfolgreich standgehalten zu haben. Jedenfalls waren im Juli und im August dieses Jahres die Durchschnittspreise für ein Standard-Hotelzimmer in der Schweiz deutlich höher als in den gleichen Monaten des Jahres 2014. Das zeigt der Hotelpreis­index des international operierenden Internetportals Trivago.

Sollte die Branche auch für die bevorstehenden Wintermonate wieder den Teufel an die Wand malen – mein Mitgefühl würde sich in Grenzen halten.