Vor kurzem erhielt ich ein neues Halstuch geschenkt. Es stammt aus dem Hause Tom Tailor, ist dunkelgrau, dezent gemustert und dürfte nicht ganz billig gewesen sein. 

Am Tuch war ein kleines Etikett befestigt. Dort stand, ­dieses Produkt sei speziell behandelt worden, um «den unverwechsel­baren Charakter» zu er­zielen. Und: «Unregel­mässigkeiten in Farbe, Druck und Struktur unterstreichen die modische Aussage.»

Aha. Sollte ich also am neuen Halstuch einen leichten Farbfehler oder gar ein kleines Loch ­entdecken, werde ich ganz bestimmt nicht re­klamieren. Vielmehr werde ich das Halstuch erst recht mit geschwell-ter Brust tragen. Wegen der verstärkten modischen Aussage.

Allfällige Mängel als Mehrwert zu verkaufen – diese Strategie ist fast schon genial. Sie würde mög­licherweise auch dem vom Diesel-Skandal gebeutelten VW-Konzern aus der Patsche helfen: Er könnte ja auf seinen Fahr­zeugen einfach ­vermerken: «Dieses Auto wurde ­speziell behandelt. Un­regelmässigkeiten im Schad­stoffausstoss unterstreichen die professio­nell gestylte Aussage.»