An jedem Fernseher muss im Laden eine Energieetikette angeklebt sein. So will es die eidgenössische Energieverordnung. Darauf steht, wie viel Strom das Gerät verbraucht. Doch: Stimmen diese Angaben?
Der K-Tipp hat den Stromverbrauch von zwanzig zufällig ausgewählten Fernsehern unter die Lupe genommen. In der Stichprobe vertreten waren sowohl grosse als auch kleine Geräte. Die Fernseher wurden jeweils im Modus «Dynamisch» getestet. Dieser ist bei den meisten Geräten eingestellt und bietet die kräftigsten Farben und höchsten Kontraste.
Das Resultat der Stichprobe: Alle Fernseher brauchen mehr Strom als angegeben. Besonders viel Strom verbrauchte der 65OLEDB6V von LG. Statt wie deklariert 145 Watt mass der K-Tipp 375 Watt. Das ist über 2,5 Mal so viel wie auf der Energieetikette angegeben.
Unrealistischer Messmodus
Trotz dieses hohen Stromverbrauchs gehört dieses Gerät zur Energieklasse «A». Das ist die dritthöchste Rangierung. Der Grund: Für die Messung definieren die Hersteller einen speziellen Modus. Dieser ist im Alltag jedoch untauglich – nämlich viel zu dunkel. Doch er führt zu einem tiefen Stromverbrauch. Dieses Vorgehen ist legal. Gemäss EU-Norm für die Energieetikette darf das Bild bis zu einem Drittel abgedunkelt werden.
Die Stichprobe zeigt weiter:
TV-Geräte mit besonders hoher Auflösung (4K) verbrauchen deutlich mehr Strom als normale Geräte (Full-HD). Beispiel: Der hochauflösende Philips 43PUS6101 benötigt 113 Watt. Das etwas grössere Samsung-Gerät 49K5580 mit tieferer Auflösung jedoch nur 70 Watt.
Grundsätzlich verbrauchen Fernseher mit grossem Bildschirm mehr Strom. Es gibt aber auch Ausnahmen – etwa das Sony-Modell KD-75XD8505B mit einer Bildschirmdiagonale von fast 2 m und einem Stromverbrauch von rund 200 Watt. Zum Vergleich: Das LG-Modell 55OLEDB6V mit einer Bildschirmdiagonalen von nur 1,4 m braucht 300 Watt.
Immerhin: Die Hersteller Samsung und Sony publizieren auf ihren Websites den maximalen Verbrauch der TV-Geräte. Dieser Wert ist etwas versteckt unter «Technische Daten» zu finden. Er ist immer deutlich höher als derjenige auf der Energieetikette. Die Hersteller LG und Philips publizieren keine Maximalverbrauchswerte.
LG-Sprecher Markus Werner sagt auf Anfrage des K-Tipp: «Beim Installieren werden LG-Fernseher immer automatisch in den Sparmodus geschaltet. Dabei ist der Stromverbrauch um vieles geringer.» Nur: Das Fernsehbild ist dann sehr dunkel. Alle anderen Hersteller sagen, dass der Stromverbrauch gemäss den gesetzlich vorgeschriebenen Normen ermittelt worden sei.
Fernsehen: So spart man Strom
Schweizer sehen pro Tag durchschnittlich rund zwei Stunden fern. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik. Rechnet man diese auf die Anzahl Haushalte und ein Jahr hoch, sind es jährlich 2,6 Milliarden Stunden, während deren TV-Geräte in Betrieb sind. Würde jeder TV-Besitzer seinen Stromverbrauch um 100 Watt reduzieren, entspräche dies etwa dem jährlichen Stromverbrauch einer mittelgrossen Stadt wie Biel.
Die wichtigsten Spartipps:
Beim Kauf immer nur den maximalen Stromverbrauch beachten. Die Angaben auf der Energieetikette gehen an der Realität vorbei (siehe Oben). Auch die Energieklassen von E bis A++ sind wenig aussagekräftig. So erhalten grosse Fernseher mit grösserem Strombedarf eher die gute Klassierung A als kleine.
Je heller das TV-Bild, desto höher der Stromverbrauch. Helligkeit darum wenn möglich reduzieren.
Fernseher bei Nichtgebrauch vom Stromnetz trennen – am besten mit einer Steckerleiste.
Auf 4K-Geräte kann man verzichten. Erstens gibt es noch keine 4K-TV-Sender. Zweitens verbrauchen solche Geräte deutlich mehr Strom als normale Fernseher.
Wer wissen will, wie viel Strom seine Haushaltsgeräte verbrauchen, kann bei den meisten Stromversorgern kostenlos ein Messgerät ausleihen.