Süssgetränke: Trinken kann Ihre Zähne gefährden
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Gesundheitstipp
12.03.2000
Mediziner fordern Warnhinweise auf Cola und anderen Soft-Drinks
Zu viel Cola entzieht den Knochen Kalzium und schädigt die Zähne. Auch andere säurehaltige Süssgetränke können Kinderzähnen den Schmelz wegätzen. Jetzt schlagen Zahnärzte und Ärzte Alarm.
Sebastian aus Berlin (Name geändert) war ein ganz normaler Junge von elf Jahren. Ungewöhnlich war nur, dass sich bereits seine zweiten Zähne lockerten. Einige der vorderen fielen gar aus.
Der Zahnarzt liess...
Mediziner fordern Warnhinweise auf Cola und anderen Soft-Drinks
Zu viel Cola entzieht den Knochen Kalzium und schädigt die Zähne. Auch andere säurehaltige Süssgetränke können Kinderzähnen den Schmelz wegätzen. Jetzt schlagen Zahnärzte und Ärzte Alarm.
Sebastian aus Berlin (Name geändert) war ein ganz normaler Junge von elf Jahren. Ungewöhnlich war nur, dass sich bereits seine zweiten Zähne lockerten. Einige der vorderen fielen gar aus.
Der Zahnarzt liess Sebastians Gebiss röntgen und stellte fest, dass sich der Kiefer des Jungen zurückgebildet hatte. Er war "atrophisch", wie das die Mediziner nennen.
Der Doktor schickte Sebastian ins Spital. Der fuhr mit dem Velo dorthin, stürzte jedoch unterwegs und brach sich den Unterschenkel. Als er schliesslich - per Krankenwagen - im Spital angekommen war, wollte ihm die Schwester eine Bettpfanne unterschieben. Da brach ein Stück eines Rückenwirbels ab.
Jutta Semler, Spezialistin für Osteoporose und Chefärztin im Berliner Immanuel-Krankenhaus, nahm Sebastian in ihr Spital auf. Sie fand schnell heraus, weshalb er an Knochenschwund litt. Seine Mutter, allein erziehend und berufstätig, hatte ihrem Sohn vor der Schule immer Geld gegeben, damit er sich etwas für die Pause kaufe. Sebastian besorgte sich beim Bäcker meistens eine Zuckerschnecke und dazu Cola. Das war sein Lieblingsgetränk: "Drei Literflaschen am Tag" trank er, wie er erzählte.
Phosphorsäure entziehtden Knochen Kalzium
Damit war für die Osteoporose-Spezialistin die Ursache klar: Die falsche Ernährung mit zu wenig Kalzium und dazu die in Süssgetränken enthaltene Phosphorsäure waren verantwortlich für die Knochenbrüche. Die Säure entzieht den Knochen zusätzlich Kalzium und macht sie brüchig.
Sebastian ist kein Einzelfall. Zu Jutta Semler kommen immer wieder Kinder, die sich falsch ernähren. Und auch andernorts beobachten Ärzte und Wissenschaftler solche Symptome:
o "Wenn Heranwachsende regelmässig Cola trinken, bekommen sie schwache Knochen", sagt der französische Ernäh-rungsexperte Jean-Paul Curtay.
o Eine im "Journal of Adolescent Health" veröffentlichte Studie an 127 Kindern und Jugendlichen ergab: Mit wachsendem Cola-Konsum steigt die Zahl der Knochenbrüche bei den Kids.
o Eine Studie an saudiarabischen Rekruten ergab zudem, dass jene, die regelmässig Cola trinken, häufig an Karies, offenen Zahnhälsen und Zahnausfall leiden.
o "Massiver Konsum von säurehaltigen Lebensmitteln, zum Beispiel Fruchtsäften oder Cola", ist auch für Adrian Lussi, Berner Professor für Zahnmedizin, eine Ursache für neuartige Zahnschäden.
Coca Cola erklärt: "Beweise fehlen"
Coca Cola Schweiz hält dagegen, es gebe bis heute keine "wissenschaftlichen Kriterien entsprechende" Studie, die ein erhöhtes Risiko für Zahnschäden wegen Cola oder anderer säurehaltiger Limonaden belege. Ausserdem, so argumentiert Roland Bernhard, Sprecher von -Coca Cola Schweiz, "verlassen Getränke den Mund ja sehr rasch".
Auch zwischen der Knochenkrankheit Osteoporose und Cola sieht Roland Bernhard keinen Zusammenhang. Schliesslich enthalte Coca -Cola im Vergleich zu anderen Lebensmitteln nicht ungewöhnlich viel Phosphorsäure. Dies sei ausserdem ein Zusatzstoff, den die Behörden genehmigt hätten.
Wie aggressiv die Substanzen in Cola-Getränken sind, zeigt hingegen ein Tipp der amerikanischen Haushalt-Ratgeberin Mary Ellen. "Ein WC-Becken wird wieder strahlend sauber, nachdem man solche Getränke hat einwirken lassen", schreibt sie in ihrem Bestseller "Der fliegende Pfannkuchen".
Auch vergleichbare Süssgetränke können Schäden anrichten. So warnte die Schweizerische Zahnärztegesellschaft in ihrem Patientenmagazin "Zähne" vor den "aggressiven Säuren in Säften und Soft-Drinks". Denn sie enthalten Zitronensäure, und die greift die Zähne ebenfalls an.
Der Kölner Zahnarzt Michael Hundertmark stellt ein "völlig neues Krankheitsbild" bei den Kindern in seiner Praxis fest: "Erosionsschäden" an den Zähnen, verursacht durch aggressive Substanzen wie Zitronensäure.
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