Mitte August machte der Schweizer Reise-Verband gehörig Druck: Er empfahl in einer Mitteilung an die Medien, die Herbstferien «möglichst rasch zu buchen». Allfälliges Spekulieren auf Last-Minute-Angebote werde angesichts der grossen, durch den verregneten Sommer ausgelösten Nachfrage «nämlich nicht aufgehen».
Stimmt das? Der K-Tipp prüfte die Prognose nach – anhand von zehn Destinationen am Mittelmeer und auf den Kanarischen Inseln. Erstmals am 22. August und dann wieder Ende September hat er bei den Reiseveranstaltern Hotelplan, Kuoni und Tui Suisse abgeklärt:
Unter wie vielen Unterkünften an diesen Destinationen können zwei Erwachsene auswählen, die sieben Tage Ferien – mit Flug und Verpflegung «all inclusive» – buchen und um das erste Oktoberwochenende anreisen möchten?
Resultat: Am 22. August boten Hotelplan, Kuoni und Tui Suisse insgesamt 617 den Suchkriterien entsprechende Unterkünfte an.
Ende September war die Auswahl mit 237 Unterkünften deutlich kleiner – aber für einen Buchungszeitpunkt nur wenige Tage vor Anreise noch immer stattlich. Und: Nur für eine der zehn Destinationen, die griechische Insel Kos, lieferte die Suche Ende September keine Treffer mehr.
Wie verändern sich die Preise in den zur Auswahl stehenden Unterkünften?
Resultat: 208 der 237 Hotels, die noch Ende September reserviert werden konnten, waren bereits bei der Abfrage im August buchbar gewesen. Und bei 108 dieser 208 Hotels war das günstigste Arrangement im August teurer als Ende September – teils sogar massiv: Im Sheraton Salobre Golf Resort auf Gran Canaria zum Beispiel lag der Preis für zwei Erwachsene bei Kuoni am 22. August rund 1600 Franken höher als Ende September.
Entgegen der Empfehlung des Reise-Verbands war es also in vielen Fällen eine durchaus lohnende Strategie, bis kurz vor Ferienbeginn mit dem Buchen zuzuwarten. Und wer Suchkriterien wie Reisetermin, Aufenthaltsdauer und Verpflegungsleistung weniger eng begrenzte als in der K-Tipp-Stichprobe, fand Ende September ein noch grösseres Angebot an oft relativ günstigen Herbstferien-Arrangements vor.
Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands, verteidigt die Empfehlung von Mitte August: Damals seien bei vielen Destinationen vor allem die Flugkapazitäten für die Herbstferien problematisch gewesen. Doch die Reisebranche versuche «bei erhöhter Nachfrage und Engpässen stets, die gewünschte Zusatzkapazität zu beschaffen».
Und wenn die Kasse dank der Verbandsempfehlung etwas kräftiger geklingelt hat, dürfte das die Branche auch nicht sonderlich gestört haben.