Sie können ein sympathisches, gesundes Lächeln erreichen, ohne dass jemand ihre Behandlung merkt.» So wirbt die Firma Invisalign für ihre durchsichtige Spange im Internet. Das sympatische Lächeln müssen die Patienten teuer bezahlen: Die Behandlung kostet mindestens 10 000 Franken (siehe Tabelle). Der hohe Preis schreckt Betroffene offenbar nicht ab, wie Gesundheitstipp-Zahnarzt Jakob Roethlisberger aus Langnau BE sagt: «Unsichtbare Zahnspangen sind heute immer häufiger gefragt.»
Behandlung fordert viel Disziplin
Was viele Betroffene allerdings nicht bedenken: Schiefe Zähne zu korrigieren ist ein medizinischer Eingriff. Er gehört in der Regel in die Hände von Kieferorthopäden und ist immer eine aufwendige und teure Angelegenheit. Die Behandlung dauert oft Jahre und erfordert von den Betroffenen viel Disziplin.
Spangen und Zähne muss man gut reinigen, damit sich keine Karies einnisten kann. Das ist vor allem bei fest sitzenden Spangen wichtig – allerdings auch sehr mühsam.
Auch ist der Erfolg nicht immer garantiert. Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information kam vor drei Jahren in einem Bericht zum Schluss, dass der Nutzen der Korrekturen «unzureichend abgesichert» ist. Zudem könne man nicht schlüssig sagen, für welche Fälle eine Zahnspange überhaupt geeignet sei.
Wer aus rein kosmetischen Gründen eine Zahnkorrektur wünscht, sollte sich deshalb gut überlegen, ob er den grossen finanziellen und zeitlichen Aufwand auf sich nehmen will.
Über mehrere Phasen korrigieren
Trotzdem: Zahnkorrekturen können in vielen Fällen Vorteile bringen. Ein schiefes Gebiss ist schwer zu reinigen. Die Zähne kauen nicht richtig, nutzen sich vorzeitig ab oder stören beim Sprechen. Fehlbelastung der Kaumuskulatur kann zu Ohrgeräuschen, Verspannungen und Fehlhaltungen führen.
Im Alter von sieben bis acht Jahren sollte eine erste Abklärung erfolgen. Roethlisberger: «Erste Anlaufstelle, ob Zähne und Kiefer korrigiert werden müssen, ist immer der Zahnarzt.» Bei Kindern beginnt die Behandlung häufig mit einer Spange, die man herausnehmen kann, zum Beispiel mit dem Monoblock oder dem Bionator.
Der Nutzen dieser Spangen ist jedoch beschränkt. Sie können nur leichte Fehlstellungen korrigieren, etwa wenn die Zähne leicht schief gegen innen oder aussen wachsen. Kieferorthopäde Johannes-Michael Grossen von den Zahnmedizinischen Kliniken Bern: «Häufig kommen sie zum Einsatz, um bei Kindern zunächst einmal den Kiefer in die richtige Position zu bringen.» Erst wenn alle zweiten Zähne da sind, korrigiert in einer zweiten Phase eine fest sitzende Spange das Gebiss.
Fest sitzende Spangen sind an den Zähnen verankert. Sie bringen die Zähne mit sanftem Druck in die richtige Position. Ihr Nachteil: Man sieht sie gut, weil sie sich an der Aussenseite der Zähne befinden. Besonders Erwachsene im Berufsleben empfinden sie oft als störend. Weniger auffällig sind Spangen aus durchsichtigem Kunststoff, doch sie können sich mit der Zeit verformen und verfärben. Spangenteile aus zahnfarbener Keramik sieht man kaum, doch sie sind teurer und brechen leichter. Deshalb gibt es neuerdings fest sitzende Spangen, die auf der Innenseite des Gebisses aufgeklebt sind.
Mehrere Offerten und Zweitmeinung einholen
Grundsätzlich funktioniert jede dieser Techniken, wenn sie «in den Händen eines erfahrenen Kieferorthopäden» liegt, so Roethlisberger. Meist braucht es zwischen zwei und drei Jahren, bis die Zähne in Position sind. Danach muss der Patient für einige Jahre noch einen aufgeklebten Draht auf der Innenseite der Zähne tragen, einen «Retainer». Er verhindert, dass sich die Zähne wieder in die alte Position zurückschieben.
Zahnkorrekturen sind sehr teuer. Zudem gibt es grosse Preisunterschiede. Die schweizerische Stiftung Patientenschutz rät daher, unbedingt mehrere Offerten und damit auch gleich eine Zweitmeinung zur Behandlung einzuholen. Die Grundversicherung der Krankenkasse zahlt nichts an die Behandlung. Der Zahnärzteverband SSO rät daher Eltern, für ihre Kinder bereits mit zwei Jahren eine Zusatzversicherung abzuschliessen.
TIPPS: Schiefen Zähnen vorbeugen
- Stillen Sie Ihr Kind. Das wirkt sich positiv auf die Entwicklung des Kiefers aus.
- Gewöhnen Sie Ihren Kindern den Schnuller und das Daumenlutschen ab.
- Achten Sie auch bei Milchzähnen auf gute Zahnhygiene. Karies kann die Entwicklung der zweiten Zähne stören.
Buchtipp:
Gesundheitstipp-Ratgeber: «Gesunde und schöne Zähne», zu bestellen auf www.gesundheitstipp.ch.