Schweizer sind die fairsten Bananen-Konsumenten
Erstmals wurden Bananen nach ethischen Gesichtspunkten getestet. Max Havelaar schnitt am besten ab - das ehrt auch die Schweizer Konsumenten.
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saldo 2/2004
04.02.2004
Bennie Koprio, Nadine Woodtli
Sie ist krumm, günstig und beliebt wie kaum eine andere Frucht: 10 Kilogramm Bananen isst jeder Schweizer Einwohner im Schnitt pro Jahr und tut sich damit Gutes: Die gelben Früchte - die botanisch gesehen eigentlich Beeren sind - enthalten wichtige Mineralstoffe wie Phosphor, Kalium und Magnesium sowie die Vitamine B6, C und A. Fettarm und leicht verdaulich sind sie obendrein. Und obwohl sie den weiten Weg aus den Tropen zurücklegen müssen, sind Bananen oft billiger als einheimisches Obst.
Sie ist krumm, günstig und beliebt wie kaum eine andere Frucht: 10 Kilogramm Bananen isst jeder Schweizer Einwohner im Schnitt pro Jahr und tut sich damit Gutes: Die gelben Früchte - die botanisch gesehen eigentlich Beeren sind - enthalten wichtige Mineralstoffe wie Phosphor, Kalium und Magnesium sowie die Vitamine B6, C und A. Fettarm und leicht verdaulich sind sie obendrein. Und obwohl sie den weiten Weg aus den Tropen zurücklegen müssen, sind Bananen oft billiger als einheimisches Obst.
Das hat seinen Grund: Bananenhandel ist Big Business, Multis haben Vermarktung und Anbau bis ins Detail durchrationalisiert. Die Agrochemie hält in den Tropen Unkraut und Krankheiten von den Stauden fern, Kühlschiffe transportieren die leicht verderbliche Banane in unreifem Zustand über die Ozeane. Am Bestimmungsort bringt Äthylengas den Reifungsprozess der noch grünen Früchte in speziellen Reifereien wieder in Gang, damit die Früchte in marktgerechter Form in die Läden kommen: gelb mit einem leichten Grünton - und ohne Flecken.
Hungerlöhne für die Plantagenarbeiter
Den Preis für die perfekte Frucht aus dem Supermarkt bezahlen die Plantagenarbeiter in den Hauptanbaugebieten Mittel- und Südamerikas. Von den Fr. 3.30, die das Kilogramm im Laden kostet, erhält ein Arbeiter gerade noch 5 Rappen. Der grosse Rest geht an den Grossverteiler (Fr. 1.80), die Bananen-Multis (1 Franken) und den Plantagenbesitzer (35 Rappen). In Ecuador zum Beispiel verdient ein Bananero zwischen Fr. 4.50 und Fr. 6.- pro Tag.
Von einem solchen Hungerlohn kann selbst in Süd- und Mittelamerika niemand leben, geschweige denn eine Familie ernähren. Die Folge: Die Familienmitglieder müssen mitarbeiten, selbst die Kinder. Und das unter Bedingungen, die alles andere als gesund sind: Der Einsatz von Unkrautvertilgern, Pestiziden und Fungiziden im Bananenanbau ist enorm. Insbesondere gegen den Sprühregen, den Flugzeuge fast jede Woche über den Riesen-Plantagen niedergehen lassen, sind die Menschen schlecht geschützt.
Ohne wirksame Agrochemie läuft in der Bananen-Monokultur nichts. «Und wirksam heisst: giftig für Mensch, Tier und Gewässer», weiss Alistair Smith von Banana Link, dem Informationsnetzwerk für nachhaltige Bananenproduktion. Die Auswirkungen in den Anbaugebieten sind aktenkundig: Arbeiterinnen und Arbeiter der Plantagen leiden unter Hautkrankheiten, Allergien, Unfruchtbarkeit und haben überdurchschnittlich oft missgebildete Kinder.
Die Zustände in den Anbaugebieten sind den Konsumentenorganisationen schon lange ein Dorn im Auge. «Sie möchten, dass der Konsument die Wahl hat, ein Produkt auch nach ethischen Kriterien auszuwählen», weiss Robert Rémy von der belgischen Konsumentenorganisation Test-Achats. Sechs europäische Konsumentenverbände gaben deshalb erstmals einen Ethiktest für Bananen in Auftrag. Durchgeführt hat ihn Stock at Stake, ein Unternehmen, das auf die Prüfung von Firmen nach ethischen Kriterien spezialisiert ist.
Del Monte: Schlechte Noten in allen Bereichen
Stock at Stake stellte den Bananen-Exportfirmen rund 70 Fragen und verglich die Antworten mit Berichten von Hilfsorganisationen vor Ort, Gewerkschaften, lokalen Umweltschutzorganisationen und Gerichten. Noten gab es für drei Bereiche: Transparenz, Umweltschutz und Soziales. Von den acht der getesteten Unternehmen sind nur vier relevant für den Schweizer Markt: Max Havelaar, Chiquita, Dole und Del Monte.
Am schlechtesten schnitt Del Monte ab: Der drittgrösste Bananen-Multi der Welt erhielt in allen Bereichen die Note C - und das bedeutet «schlecht».
Dole, die Nummer zwei bei den Bananen-Exportfirmen, schnitt bei der Transparenz zwar gut ab; besser könnte es der Multi aber beim Umweltschutz machen. Als schlecht stuften die Prüfer die sozialen Bedingungen ein.
Mit zweimal «verbesserungswürdig» (Transparenz und Soziales) sowie dem Attest, beim Umweltschutz das Bestmögliche zu tun, erreichte Chiquita Platz zwei.
Fairtrade-Bananen sind in der Schweiz sehr gefragt
Mit Abstand am besten schnitt erwartungsgemäss Max Havelaar ab: dreimal die Bestnote für den Pionier des fairen Handels respektive für die Fairtrade Labelling Organizations (FLO), die den fairen Handel auf internationaler Ebene koordinieren. Allerdings: Auch fair gehandelte Bananen werden gespritzt (siehe Kasten S. 8).
Das Lob der Prüfer ehrt auch Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten: Jede vierte Banane, die hier über den Ladentisch geht, ist eine Max Havelaar. Die Schweizer kaufen damit 37 Prozent der Fairtrade-Bananen, die weltweit auf dem Markt sind. Den Riesenerfolg führt Constantin Kostyal von der Max-Havelaar-Stiftung auf zwei Faktoren zurück: «Die Schweizer Kundschaft ist sehr sensibilisiert und die beiden Grossverteiler engagieren sich stark.»
Coop geht nun noch einen Schritt weiter: Seit diesem Monat verkauft der Grossverteiler nur noch Bananen von Max Havelaar - und zwar zum gleichen Preis wie jene, die nicht aus fairem Handel sind.
Im Laden herrscht Einerlei
Ob Chiquita, Dole oder Max Havelaar, ob in Japan, den USA oder der Schweiz: Überall bekommt der Konsument dieselbe Sorte Bananen vorgesetzt - die Cavendish. Sie entspricht den Anforderungen der Bananenvermarkter am besten: Sie lässt sich leicht anbauen, transportieren und verpacken und ist resistenter gegen Krankheiten als andere Sorten.
Der konventionelle Anbau von Export-Bananen ist Monokultur pur; Bananenstauden sind zudem steril und pflanzen sich durch genetisch identische Schösslinge weiter: Die Kulturen sind deshalb speziell anfällig für Krankheiten. Ein massiver Einsatz von Agrochemie ist die Folge.
Ohne Pestizide kommen auch Max-Havelaar-Bananen aus konventionellem Anbau nicht aus. Die Stiftung für fairen Handel bietet aber auch Bio-Bananen an. Sie sind je nach Verkaufsstelle rund 25 bis 35 Prozent teurer als konventionell angebaute Früchte.