Dominic Marti aus Muri BE wollte auf Nummer Sicher gehen. Deshalb hatte er 25 Plätze für eine ausländische Reisegruppe im Zug von Bern nach Zürich-Flughafen schon zwei Monate im Voraus reserviert. Doch als die Gruppe in Bern einstieg, waren alle Plätze schon besetzt. 

Einen Zugbegleiter, der ihnen hätte behilflich sein können, gabs nicht. Denn zwischen den angehängten Wagen und der eigentlichen Zugskomposition war wegen der Lokomotive kein Durchkommen.

Die Passagiere auf den reservierten Plätzen liessen sich nicht zum Aufstehen bewegen. Alles gute Zureden nützte nichts. Und auch als ein paar böse Worte fielen, änderte das nichts. «Schliesslich mussten die Mitglieder der Reisegruppe – alle zwischen 60 und 75 Jahre alt – auf dem Boden und auf den Rollkoffern sitzen», schildert Marti die Situation. Im Wagen hatte es auch kein geöffnetes WC. 

«Damit muss man rechnen»

Erst in Zürich konnten die Reisenden einen Kondukteur ansprechen. Doch dieser fand, dass man zu Hauptreisezeiten mit solchen Verhältnissen rechnen müsse, so Marti.

Schliesslich gelangte Marti an den SBB-Kundendienst. Dort hiess es, das Zugpersonal habe in der Tat «die Aufgabe, die Freihaltung der reservierten Plätze durchzusetzen». Oft sei es aber «sehr schwierig, die Sitzplätze wieder freizubekommen. Denn häufig weigern sich die Reisenden, aufzustehen, wenn es sonst kaum freie Plätze hat.» Und: «Leider sind auch unseren Zugbegleitern die Hände gebunden.»

Für die Billette hatte Marti total 1950 Franken bezahlt. Die SBB entschädigten die Reisegruppe mit nur gerade 200 Franken. Marti fragt sich: «Was für ein Bild von der Schweiz tragen die 25 Gäste wohl mit nach Hause?» Für ihn ist klar: «Die nächste Gruppenreise organisiere ich mit einem Bus.»