Rückenpanzer: Teuer und umstritten

Für viele Snowboarder gehören Rückenprotektoren zur Grundausstattung. Doch sie sind teuer und ihre Schutzwirkung ist nicht belegt. Das zeigt eine Forschungsarbeit der ETH Zürich.

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Gesundheitstipp 01/2010

17.01.2010

Letzte Aktualisierung:
19.01.2010

Isabelle Meier

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Mehr als ein Drittel aller Snowboarder schnallen sich einen Rückenpanzer um. Auch bei den Skifahrern waren es laut Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) letzte Saison bereits 13 Prozent. Doch die Rückenpanzer sind teuer. Sie kosten zwischen 100 und 450 Franken – und sie nützen nicht mehr als ein Rucksack. Das zeigt jetzt eine Forschungsarbeit der ETH Zürich.

Die Forscher untersuchten neun Rückenprotektoren auf ihre Festigkeit und ihre dämpfende Wirkung bei Schlägen. Zum Vergleich füllten sie auch einen normalen 20-Liter-Rucksack für 30 Franken mit einem Baumwollpullover. Resultat: Der Rucksack dämpfte den Schlag eines 5 Kilogramm schweren Stahlkörpers besser ab als vier der getesteten Rückenpanzer.

Fachleuten ist der Rückenpanzer auf der Piste seit Längerem ein Dorn im Auge. Suva und bfu kommen zum Schluss, dass die Panzer kaum vor schweren Verletzungen schützen: Sie hätten «wenig bis keine Schutzwirkung bei Schlägen auf das Steissbein und den Kopf, beim Abknicken der Halswirbelsäule sowie bei starken Verdrehungen des Rumpfs». Auch Wirbelsäulen-Chirurg Marius Keel vom Inselspital Bern hat Bedenken: «Ein Rückenpanzer kann viele Verletzungen nicht verhindern.»

Snowboard- und Skifahrer erleiden schwere Rückenverletzungen selten durch einen Aufprall, sondern durch eine harte Landung auf das Gesäss oder auf den Kopf. Dadurch stauchen sie die Wirbelsäule übermässig, und es droht die Gefahr, einen Lendenwirbel zu brechen. Wie die Statistik der Suva zeigt, ist der Halswirbelbereich zudem die am häufigsten verletzte Rückenpartie. Der Rückenpanzer deckt diesen Bereich aber nicht ab.

Chirurg Keel sieht ein weiteres Problem: «Je mehr Schutzkleidung Snowboarder und Skifahrer tragen, desto risikoreicher fahren sie.» Eine Umfrage der bfu zeigt zudem: Drei von vier Fahrern glauben, der Rückenpanzer schütze sie vor schweren Rückenverletzungen. Für Kai-Uwe Schmitt, Biomedizintechnik-Professor an der ETH, ist daher klar: «Ein Rückenpanzer hat nicht erste Priorität auf der Piste.»

Der grösste Hersteller von Rückenpanzern ist die US-amerikanische Firma Scott. Firmensprecher Bertrand Denervaud sieht trotz der ernüchternden Testresultate der ETH Zürich einen Vorteil der Rückenpanzer – wenn auch nur gegenüber dem Rucksack: «Ein Rückenpanzer bleibt bei einem Sturz am Rücken fixiert, während ein Rucksack verrutscht.»

Tipps: So schützen Sie sich vor Unfällen

Tragen Sie einen Helm.
Fahren Sie mit einer Skibrille.
Lassen Sie sich vor jeder Wintersaison Ihre Skibindung und Ihr Snowboard kontrollieren.
Wählen Sie nicht zu leicht drehende Skis. Sie gefährden Ihre Kreuzbänder.
Wärmen Sie sich vor der ersten Abfahrt mit Gymnastikübungen auf.
Fahren Sie rücksichtsvoll und auf Sicht.
Halten Sie nicht an engen oder unübersichtlichen Stellen (weitere Regeln siehe www.skus.ch).

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