Novartis-Chef Daniel Vasella erleidet einen schweren Herzinfarkt. Die Ambulanz fährt ihn mit Blaulicht ins nächste Spital. Jede Sekunde zählt. Vasella ringt mit dem Tod. Plötzlich hält der Fahrer an. Er fragt den Konzernchef: «Wie viel ist Ihnen Ihr Leben wert? Bei Ihrem Einkommen können Sie mir gut ein paar Millionen zahlen, damit ich weiterfahre und Sie ins Spital bringe.»
«Das ist Erpressung», sagt Vasella schwach, «so viel kostet die Fahrt doch niemals.» «Das stimmt», antwortet der Fahrer, «aber der Nutzen für Sie ist gross, nicht wahr? Ich verlange von Ihnen nur das, was Ihnen die Fahrt wert ist.»

Eine absurde Vorstellung, denken Sie? Doch genau so handeln viele Pharmafirmen. Sie verlangen von todkranken Menschen horrende Preise. Ein Patient, der an Leukämie erkrankt ist, muss für das Krebsmittel Glivec von Novartis jährlich 48 000 Franken bezahlen. So viel kann der Pharmamulti fordern, weil der Kranke überleben will. Mit Glivec macht Novartis weltweit jedes Jahr 2,2 Milliarden Franken Umsatz.

Für eine einzige Chemotherapie mit Avastin gegen Dickdarmkrebs verlangt Roche 53 000 Franken. Den Krankenkassen ist es völlig schleierhaft, wie diese Preise zustande kommen. An den Kosten für Forschung und Herstellung liegt es nicht. Das gibt Thomas Cueni vom Branchenverband Interpharma ganz offen zu. Allein der Nutzen für den Patienten rechtfertige den hohen Preis, sagt er. Ein Todkranker, der mit seiner Familie noch einmal Weihnachten erleben möchte, müsse dafür halt teuer bezahlen.

Novartis strich auch im letzten Jahr wieder einen Rekordgewinn ein: 7 Milliarden Franken. Mit der Todesangst macht der Pharmamulti dicke Geschäfte.